Die Neißstraße im Herzen der Görlitzer Altstadt ist saniert. Nach rund zwei Jahren Bauzeit wurde dieser Teil der ehemalige Handelsstraße Via Regia jetzt für den Verkehr freigegeben. Was jetzt folgt, ist ein Verkehrsversuch zur Einrichtung einer Fußgängerzone Neißstraße, um die touristische und die gewerbliche Nutzung noch besser in Einklang zu bringen. Darüber informierten am Freitag der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Görlitz, Peter Starre, Anwohner, Gewerbetreibende und Medienvertreter bei einem Vor-Ort-Termin.
Neben regionalen Unternehmen wie dem Planungsbüro Richter und Kaup, STL Bau GmbH, Elektro Schönau GmbH sowie dem Ing. Büro Schliep sind die Stadtwerke Görlitz als Auftraggeber mit der Stadt Görlitz Partner dieser bedeutenden Sanierung. Während die Stadt Görlitz die Verantwortung für den Pflasterstraßenbau innehatte, haben sich die Stadtwerke Görlitz in gewohnter Manier um den unterirdischen Bauraum gekümmert. Und der hat es in sich gehabt. „Insgesamt haben wir 1,25 Kilometer Kanäle, Leitungen und Kabel unter der Neißstraße ausgewechselt. Das bedeutet 220 Meter Trinkwasser- und Gasleitung, zirka 60 Meter Regenwasser-Kanal, 50 Meter Schmutzwasser-Kanal, gut 300 Meter Niederspannungskabel, rund 100 Meter Mittelspannungskabel sowie reichlich 300 Meter Datenkabel“, sagt Brigitte Hill, Baustellenverantwortliche und Referentin Netztechnik bei der Stadtwerke Görlitz AG. Auch überirdisch beeindruckt das wichtige Projekt. Svend Schmoll, Sachgebietsleiter Straßen- und Tiefbau der Stadt Görlitz: „Es ging ja um den grundhaften Ausbau der Geh- und Fahrbahn auf einer Länge von immerhin 185 Meter – das bedeutet, es sind in der Altstadt 1700 m² Verkehrsfläche hergerichtet worden.“ Und weil die Neißstraße inmitten der Görlitzer Altstadt liegt, ist die Sanierung von der Materialauswahl bis zur Gestaltung der Verkehrsfläche in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.
Dass die Neißstraße so grundsätzlich angepackt werden musste, lag am Alter der Kanäle und Leitungen im Erdreich – und der Bedeutung der Straße als Verbindungsachse zwischen Neiße und Stadtzentrum. Bautechnisch ist das allerdings eine echte Herausforderung gewesen. So musste zum Beispiel die Gasleitung über die gesamte Länge der Straße tiefer als zuvor in das Erdreich eingezogen werden, da die Neißstraße unter allen Denkmalschutzaspekten nun so ausgebaut worden ist, dass sie auch unter schwerer Belastung befahrbar bleibt. Eine zusätzliche Herausforderung: „Das Gebäude Neißstraße 24 wurde von der Denkmalschutzbehörde als gefährdet eingestuft. Für uns bedeutete das natürlich besondere Vorsicht bei den Bauarbeiten“, erklärt die Baustellenverantwortliche der SWG, Brigitte Hill. Zudem sind deshalb vor dem Weiterbau Grabungen und Beweissicherungen erfolgt, damit die Erschütterungen durch die Bauarbeiten bei den Gebäuden 24 bis 27 keine Schäden hinterlassen konnten. So eine komplexe Aufgabe erfordert die enge Zusammenarbeit der SWG und der Stadt. Der städtische Straßen- und Tiefbau Experte Svend Schmoll dazu: „Unser Ziel war es, bei der Straßenpflasterung eine besonders dauerhafte Verkehrsanlage zu errichten.“ Deshalb ist die Pflasterung in einer Mörtelschicht eingelassen – und nicht wie üblich in feinem Sand. Die darunter befindliche Betontragschicht mit Dehnungsfugen sichert unterdessen die Stabilität der Straße trotz ihrer recht starken Steigungs- und Neigungsverhältnisse.
Beide Auftraggeber – also die Stadt und die Stadtwerke Görlitz – haben zusammen bei dieser Straßensanierung mehr als 1 Million Euro investiert. Finanzierbar gewesen ist das auch durch die Förderung aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz. Auch für erfahrene Fachleute ist die gelungene Fertigstellung der Neißstraße deshalb eine echte Erfolgsgeschichte. Bauingenieurin Brigitte Hill: „Nach 37 Berufsjahren war diese Baustelle doch eine Besondere. Ich bin sehr froh, dass unsere Görlitzer Altstadt durch die Sanierung der Neißstraße noch schöner geworden ist.“ Ergänzend sagt der städtische Verantwortliche für das Projekt, Svend Schmoll: „Der Dank gilt zudem Anwohnern und Gewerbetreibenden für das Verständnis und ihre Kooperation.“ Durch regelmäßige Gespräche, konstruktive Hinweise und gute Abstimmungen vor Ort, haben auch die Baufirmen zielorientiert arbeiten können. „An alle Beteiligten unseren herzlichen Dank“, so Svend Schmoll.