Wer mehrere Jahre eine berufliche Auszeit nehmen musste, hat es oft schwer, zurück in den Job zu finden. Vor allem Frauen haben Probleme, nach Jahren der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen, den Anschluss im Beruf zu schaffen. Der Bautzener Bote sprach deshalb mit Ursula Paul, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Bautzen. Im ersten Teil des Interviews geht es um die wichtigsten Fragen, die im Vorfeld geklärt werden müssen. Teil zwei folgt in der kommenden Ausgabe des Bautzener Boten und befasst sich dann mit Weiterbildungsmöglichkeiten und finanziellen Hilfen.
Können es sich Frauen heutzutage überhaupt noch leisten, längere Zeit aus dem Job auszusteigen?
Familienplanung ist eine sehr persönliche Entscheidung, bei der berufliche, aber insbesondere private Beweggründe eine Rolle spielen. Die Möglichkeit, Elterngeld zu erhalten, ist ein Aspekt, der dafür spricht, zeitweise im Beruf zu pausieren. Der überwiegende Teil der Frauen möchte im Anschluss an die Elternzeit in den Beruf zurückkehren. Von einer schnellen Rückkehr profitieren die Frauen und die Wirtschaft gleichermaßen.
Experten raten, den Wiedereinstieg in den Beruf genau zu planen. Wieviel Zeit sollten sich Frauen für diese Planung nehmen?
Das sollte individuell entschieden werden, je nachdem, was die Frau nach der Elternzeit beruflich machen möchte. Wer bei seinem bisherigen Arbeitgeber wieder einsteigen kann, benötigt sicher keine lange Planungszeit. Frauen, die arbeitslos werden oder sogar eine berufliche Neuorientierung anstreben, sollten mindestens sechs Monate vorher aktiv werden. Unterstützung bekommen Frauen und Männer in den Informationsveranstaltungen der Agentur für Arbeit Bautzen. Die Meldung bei der Arbeitsagentur muss mindestens drei Monate vor Beendigung der Elternzeit erfolgen. Das gilt besonders für Frauen, deren Arbeitsverhältnis endet. Dennoch, je früher die Beratung in der Agentur für Arbeit stattfindet, umso besser für den beruflichen Wiedereinstieg.
Welche Fragen sollten dabei geklärt werden?
Frauen sind häufig mit vielschichtigen Problemen konfrontiert. Das sind zum Beispiel Fragen nach der möglichen Arbeitszeit. Dabei spielen Lage und Verteilung der Arbeitszeit bzw. Teilzeitwünsche eine große Rolle. Welche Kinderbetreuungsmöglichkeiten am Ort vorhanden sind und welche Alternativen es gibt, sind ein weiterer Aspekt. Die Frage, wer die Betreuung in Randzeiten unterstützen kann, ist besonders für Tätigkeiten im Dienstleistungssektor wichtig. Ebenso sind Fragen der Mobilität entscheidend. Es sollte vorher geklärt sein, welche Arbeitsorte mit welchen Verkehrsmitteln erreicht werden können. Oder kommt gegebenenfalls ein Umzug infrage? Darüber, wie die Chancen im Beruf stehen, gibt das Gespräch mit dem Vermittler der Agentur für Arbeit Bautzen am besten Aufschluss. Ergänzend dazu gibt es Informationen über aktuelle Stellenangebote und Berufsbilder auch im Internet unter www.arbeitsagentur.de und www.berufenet.arbeitsagentur.de. Ich rate jedoch unbedingt zu einem persönlichen Gespräch, um ein klares Bild über die tatsächliche Situation auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten.