Unter dem Titel „Spuren der Zukunft – Skulpturen und Bilder von Hans Salentin (1925 – 2009)“ wird im Museum Bautzen am Sonnabend, dem 20. Juni 2015, um15.00 Uhr, eine Ausstellung mit Werken des Avantgarde-Zeichners Hans Salentin, einem der wichtigsten deutschen bildenden Künstler nach 1945, eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 20. September 2015 zu sehen.
Hans Salentin wird am 22. Juni 1925 im rheinischen Düren geboren. 18 Jahre später muss er in den Krieg, gerät in russische Gefangenschaft und verrichtet Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik in Sibirien. Eine dort ausbrechende Krankheit führt bei ihm zu einer lebenslangen Herzschädigung. Zurück im Rheinland widmet Hans Salentin sein Leben der Kunst. Der Vollblutkünstler studiert in Düsseldorf, befasst sich zunächst mit der tachistischen Malerei und ist Mitglied der Gruppe 53. Seinen Lebensunterhalt verdient er von 1955 bis zur frühen Pensionierung im Jahr 1975 als Kunstlehrer nacheinander an zwei Kölner Gymnasien. 1957 ist er Mitbegründer der Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO, die bis 1966 besteht. Diese suchte in der Nachkriegszeit nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen und damit quasi der „Stunde Null“ der Kunst.
Den Tachismus überwindend erschafft Hans Salentin in jenen Jahren Dachziegelreliefs, Zinkblechreliefs und Schlitzkästen. In diesen Arbeiten verwendet er die auch in seiner späteren Kunst stets bedeutsamen objets trouvés (gefundene Objekte) als Ausgangspunkte für Collagen, Montagen, Assemblagen, für die Erschaffung der von ihm so bezeichneten objets corrigés (korrigierte Objekte). Sein Augenmerk gilt der Ästhetik moderner Alltagsgegenstände. In Montagen und Assemblagen stellt er die vorgefundenen Formen in neue Zusammenhänge. Ausschnitte von Detailfotos dieser Reliefs und Skulpturen werden zu Fotomontagen weiterverarbeitet. In seinen Bildcollagen auf Papier verwendet er in Zeitschriften und der Werbung vorgefundene Abbildungen und erweitert seine Neuschöpfungen zusätzlich zeichnend und malend. Montierend, vervielfältigend und fotografierend greift er, radikal gestaltend und experimentierend, in die Welt der Fundstücke und auch der daraus geschaffenen eigenen Kreationen ein.
Im Laufe der Zeit entwickelt er einen Kosmos von Kunstwerken, die wie aus einer anderen Zivilisation stammend – Hans Salentin nennt sie das Aluminiumzeitalter – wirken. Dieses fiktionale Aluminiumzeitalter könnte zeitgenössisch sein, aber auch aus einem zukünftigen Zeitalter stammen; der Betrachter steht wie ein Archäologe vor den Fundstücken dieser rätselhaften Zivilisation und lässt die ästhetisch schlüssigen, aber dabei fremdartigen, teils auch technisch fragwürdigen Objekte auf sich wirken, versucht sie zu ergründen. Hier liegt ein wichtiger pädagogischer Wert der Arbeiten von Hans Salentin, die Verständnisbrücken zwischen seiner zeitgenössischen Kunst mit ihren enormen Verdichtungen von Kunstgeschichte zum Betrachter schlagen.
Hans Salentin ist auch ein genialer Zeichner. Aber nicht Betonung, sondern radikale Zurücknahme der eigenen Geste charakterisieren seine Skulpturen, Reliefs, Montagen und Collagen in ihrer expressiven Wirkung. Mit seinen Werken hat er die zeitgenössische Kunst in Deutschland so deutlich mit bestimmt. Im Osten Deutschlands ist Hans Salentin dennoch nur wenig bekannt. Die Sonderausstellung „Spuren der Zukunft – Skulpturen und Bilder von Hans Salentin (1925-2009)“ anlässlich des 90. Geburtstages des 2009 verstorbenen Künstlers möchte dies ändern.
Text+ Foto: Pressestelle Bautzen