Der Mitbegründer der Friends of Dresden und Nobelpreisträger für Medizin 1999, Prof. Günter Blobel, ist tot. Er starb am Sonntag, 18. Februar 2018, nach langer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Stellvertretend für Oberbürgermeister Dirk Hilbert würdigte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch Blobels Verdienste um die Stadt Dresden: „Günter Blobel hat sich über Jahrzehnte mit so viel Kraft und großem Herzen für Dresden eingesetzt, wie es ein wahrer Freund zu tun vermag. Und wie ein wahrer Freund hat sich Blobel nicht gescheut, auch kritische Töne anzuschlagen, wenn es an exponierten Orten der Stadt um die Frage ging, zu bewahren oder neu zu gestalten. Sein Engagement war uns eine große Ehre und unschätzbare Hilfe zugleich. Frauenkirche, Neumarkt, Palais im Großen Garten, Synagoge, Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, Bioinnovationszentrum – all das sind wichtige Säulen der Dresdner Stadtgesellschaft, der Wissenschaft und Wirtschaft, die zu Dresdens internationaler Wahrnehmung beitragen, und sie alle sind untrennbar mit Blobel verbunden. Dafür danken wir Günter Blobel, einem großen Freund unserer Stadt.“
1994 gehörte Blobel zu den Gründungsmitgliedern der Friends of Dresden, dem Förderkreis für den Wiederaufbau der Frauenkirche in den USA. Sein Engagement gründete sich auf einer ganz persönlichen Erfahrung. Blobel, 1936 im schlesischen Waltersdorf geboren, flüchtete 1945 mit seiner Familie nach Sachsen. „Ich kann mich noch immer an die märchenhaften Türme der Dresdner Silhouette und den wundervollen Dom der Frauenkirche erinnern“, schrieb Blobel in einem Rundbrief an die Friends of Dresden. In der Nähe von Dresden erlebte er die Bombennacht des 13. Februar 1945. Nach dem Abitur in Freiberg siedelte er in den Westen über, studierte unter anderem in Frankfurt, München und Kiel Medizin. In Tübingen machte er sein Examen und promovierte. Er studierte in den USA noch Chemie und promovierte auch darin. Seit 1967 ist er an der Rockefeller-Universität in New York tätig.
1999 wurde der Wissenschaftler mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Er hatte herausgefunden, dass Proteine eine Art Adresszettel besitzen, mit dem sie ihren Einsatzort in den Zellen finden. Damit trug er wesentlich zum Verständnis von bestimmten Erbkrankheiten bei. Im Juni 2000 hatte Blobel einen großen Teil des Preisgeldes des Nobelpreises für den Wiederaufbau der Frauenkirche, für den Bau der neuen Synagoge Dresden und für weitere Projekte zum Erhalt oder Wiederaufbau historischer Gebäude in Dresden gespendet.
Im gleichen Monat verlieh ihm die Stadt Freiberg die Ehrenbürgerrechte, die Technische Universität Dresden ernannte den Zellbiologen zum Ehrensenator. Im September 2000 überreichte Ministerpräsident Prof. Kurt Biedenkopf ihm das Bundesverdienstkreuz, mit dem er für seine Forschungen in der Biotechnologie und für sein Engagement als Präsident der Friends of Dresden ausgezeichnet wurde. Von der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland erhielt Blobel Anfang Mai 2001 in Dresden den Leo M. Goodmann Award, dessen Preisgeld er für die Sanierung des Palais im Großen Garten spendete. Am Tag seines 65. Geburtstages, dem 21. Mai 2001, würdigte die Bergakademie Freiberg seine Person und sein wissenschaftliches Schaffen, indem sie Blobel die Ehrendoktorwürde verlieh.