Auch eine Großraumdisco für die Jugend, die sei wichtig. Mit solchen Ideen machte Alexander Ahrens seinerzeit Wahlkampf in Bautzen. Inzwischen ist er Oberbürgermeister und ihm selbst der Erhalt der alten „Krone“ als Stadthalle viel zu teuer. Seit Monaten ist aus dem Rathaus immer wieder zu hören, warum es nicht möglich sei, diese Veranstaltungsstätte nebst dem benachbarten Parkplatz-Areal zu erwerben. Über das vielleicht doch Machbare machen sich stattdessen viele Bürger so ihre Gedanken. Mehr als 800 Unterschriften für die „Krone“ kamen bei einer Online-Petition zusammen. Ob das für den „Diener der Stadt“ (so Ahrens über Ahrens) von Bedeutung ist, wird sich bald zeigen. Die Stadträte sind sich in der Frage auch uneins. So eine Entscheidung wirft Schatten, über den zu springen nicht einfach ist.
„Ich will mir ein Meinungsbild der Bautzener einholen“, sagt Alexander Ahrens. Dann könne man gemeinsam Lösungen und Ideen für das Areal entwickeln. Ist das nicht aller Ehren wert? Leider wurde diese Aussage bereits Ende Juni 2015 gemacht und an ihrer Aktualität kann man so seine Zweifel haben. Sie bezog sich seinerzeit auf das brach liegende Gelände zwischen Goschwitzstraße, Äußere Lauenstraße und Lauengraben. Damals sollte dort ein weiteres Einkaufszentrum entstehen. Wie so oft sprach zwar vieles dafür, aber manches eben auch dagegen. Richtig ausdiskutiert wurde es in der Öffentlichkeit jedoch nicht. Selbst der auf der Schwelle stehende Investor war wohl nur halbherzig dabei. Letztlich verlief alles im Sande. Was bleibt, ist ein großen Schandfleck in bester Innenstadtlage. Es ist aber auch eine große, teils unbebaute Fläche, die für jeden Stadtentwickler eine verlockende Herausforderung sein sollte. Nicht so in Bautzen. Da tut sich nichts bis gar nichts. Die Stadtverwaltung ist vielmehr dabei, zwischen der oberen Steinstraße und der Töpferstraße ein weiteres Stück noch zu gestaltende Innenstadt aus der Hand zu geben. Dabei geht es doch vorerst nur darum, dort den Status Quo zu erhalten. Der große Parkplatz bringt übers Jahr etwas Geld ein. Die Stadthalle kann wie bisher genutzt werden. Akuter Handlungsbedarf besteht nur insofern, das ganze Quartier zu erwerben, bevor es zu spät ist. Danach ist immer noch Zeit, „gemeinsam Lösungen und Ideen für das Areal“ zu entwickeln.
Erst einmal das Bewährte zu bewahren, ist keine so schlechte Devise. Zu vieles geht schnell und unwiederholbar den Bach – oder besser: die Spree – hinunter. Das in Bautzen sehr beliebte „Wasserkunstfest“ ist dafür ein Beispiel. Im vorigen Sommer wurde noch stolz das „silberne“ Jubiläum gefeiert – in diesem Jahr ist jedoch urplötzlich Schluss. Dabei hatte man zuletzt sogar neue Partner gefunden und das Angebot erweitert. Das alles war bei etwas mehr Unterstützung zum Beispiel seitens der Stadt durchaus ausbaufähig. Doch der so engagierte „Wasserkünstler“ und seine ehrenamtlichen Mitstreiter wurden allein gelassen. Letztlich fehlte es am lieben Geld; wobei es sich nicht um Unsummen handelte. Selbst aus dem sogenannten Bürgerhaushalt gab es keinen Zuschuss. Die Zuteilung solcher Gelder wird wohl immer ein Zankapfel in Bautzen bleiben. Künftig wenigstens noch Teil eines vom Bautzener Tourismusverein geplanten Altstadtfestivals zu sein, ist nur ein schwacher Trost. Denn bei diesen drei Tagen im August an der Wasserkunst wusste man, was man hat. Was man mit dem neuen Fest bekommt, muss man abwarten. Es darf nur nicht der Eindruck entstehen, dass private Initiativen von Bürgern ausgebremst werden. Wenn der Amtsschimmel wiehert, sollte er eben mal Scheuklappen tragen.
So wie es auch nicht gerade geschickt ist, lokale Unternehmer vor den Kopf zu stoßen. Wie kürzlich in der lokalen „SZ“ zu lesen war, gibt es einen „Streit ums Bier beim Bautzener Frühling“. Demnach soll ein ansässiger Gastronom seinen traditionellen Standplatz für einen anderen, einen auswärtigen Bewerber aufgeben; auch den traditionellen Bieranstich führt dadurch in diesem Jahr eine andere Brauerei durch. Das alles hat natürlich etwas mit Geschäftssinn und Marketing zu tun. Aber sind solche Änderungen den dadurch verursachten Ärger wert? Zumal dann, wenn sie sehr willkürlich erscheinen. In einer kleinen Stadt wie Bautzen ist es durchaus möglich, dass da rein Persönliches eine Rolle spielt. Eine sachliche Begründung der Entscheidung könnte also auch solchen Gerüchten den Stachel nehmen. Das alles hat letztlich einen schalen Nachgeschmack. Man muss ja nicht gleich an historische Bierkriege denken, von denen es einige in der Oberlausitz gab. Selbst noch zur Tausendjahrfeier 2002 verwahrte sich eine Bautzener Brauerei gegen stadtfremdes „Turmbräu“. Der Streit ging damals bis vor ein Schiedsgericht der IHK. Also besser, man setzt sich noch mal zusammen und spricht sich aus – vielleicht auch bei einem guten Bier.
Na dann: „Prost!“ Was auf das vornehmere „Prosit!“ (lat.) zurück geht und in etwa heißen soll: „Es nütze!“ Und dieser Wunsch helfe nicht nur dem Erwerb der „Krone“, der Premiere des Altstadtfestival und dem baldigen „Bautzener Frühling“, sondern darüber hinaus im Großen wie im Kleinen einem besseren Miteinander zum Wohle der Stadt.
Hans-Georg Prause