Der Blutmörder Laubler

Im Mai 1726 erschütterte ein brutaler Mord die Dresdner. Der Katholik Franz Laubler erzwang Eintritt in das Pfarrhaus des Diakons der Dresdner Kreuzkirche. Der konvertierte Katholik fühlte sich...

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Im Mai 1726 erschütterte ein brutaler Mord die Dresdner. Der Katholik Franz Laubler erzwang Eintritt in das Pfarrhaus des Diakons der Dresdner Kreuzkirche. Der konvertierte Katholik fühlte sich vom evangelischen Priester Hermann Joachim Hahn, der ihn zur protestantischen Konvertierung überzeugen wollte, arg bedrängt und bat um eine dringende Aussprache. Nach einem heftigen Wortwechsel drohte Laubler: „Ich bin von Gott gesandt, dir jetzt das Leben zu nehmen!“ Er zückte sein Messer und stach wie ein Irrer sechsmal auf den Protestanten ein. Der Priester wehrte sich, konnte sich aber gegen den großen, starken Laubler nicht durchsetzen. Hahn fiel dann aber blutüberströmt zu Boden. Der Mörder floh, doch er stellte sich kurzerhand der Wache und brüstete sich: „Ich habe einen Lucifer vom Dresdner Kirchenhimmel herunter gestürzt. Mein Herz war vorher schwer gewesen, jetzt ist es federleicht. Ja, ich habe den Seelenverführer ermordet.“

Im Gepäck des Mörders befanden sich eine Schlinge, eine Rute, Nägel, ein Messer.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die furchtbare Bluttat. Protestanten befürchteten weitere Angriffe der Katholiken und tatsächlich folgten handfeste Übergriffe. „In allen Gassen und Straßen“ verwüsteten die Protestanten die Wohnungen, zertrümmerten die Fensterscheiben der Katholiken, die aus Angst vor Plünderungen ihre Geschäfte schlossen und sich in ihre Häuser zurück zogen. Die Polizei nahm gefährdete Personen in Schutzhaft. Ein Gerücht nach dem anderen machte in der Stadt die Runde, eines lautete: Vor der Kreuzkirche  sollen rechtsgläubige Christen gemeuchelt werden! Der Mord löste regelrecht einen Bürgerkrieg aus. Soldaten riegelten vorsichtshalber die Kirche ab, die Ausgangssperre wurde verlängert.

Laubler, der ehemalige Fleischer und nun im Dienst des Dresdner Hofes als Soldat stehend, wurde im Hof des Stockhauses an einen Käfig angekettet. Jedermann konnte ihn für einen Obolus verhöhnen und anspucken. Die aufgeregten Leute schrien: „Blutmörder, Priestermörder, Verrückter, Satan, Meuchelmörder!“

Die Tumulte erschütterten die Stadt, immerhin herrschten zu jener Zeit gewaltige Spannungen zwischen den Protestanten und Katholiken. Sachsen, das erste evangelische Land in Deutschland, hatte die Reformen Martin Luthers durchgesetzt – die meisten Einwohner blieben überzeugte Protestanten. Seit der Konvertierung August des Starken 1694 zum Katholiken wurde sein Hofstaat mehr und mehr katholisch, die meisten Untertanen hielten am evangelischen Glauben fest.

Drei Tage nach der Ermordung des getöteten Priesters fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Beisetzung statt. Hahn war zu einem christlichen Märtyrer erhoben worden. Sogar auf dem Grabstein wurde Rache gefordert und die Geschichte über seinen Tod später in alter Schrift aufgezeigt. Hahn bestritt in der Kreuzkirche hauptsächlich die Sonntag – Predigen, nahm die Beichte ab, kümmerte sich um Kranke, errichtete eine Armenschule.

Sein Bestreben, Katholiken zum Protestanten zu bekehren, brachten ihm die Feindschaft seiner Gegner ein.

Auch nach der Beisetzung gingen die Unruhen weiter. Die Bürgerschaft Dresdens unterzeichnete eine Verordnung, in der sie Ruhe und Ordnung versicherten. Kurfürst August der Starke forderte einen raschen Prozess und die Justiz fällte wegen dem Aufsehen ziemlich rasch ein Urteil. Die Strafe fiel erwartungsgemäß aus: Tod durch Rädern. Der Priestermörder war zu keiner Buße zu bewegen, kein Geistlicher sollte für seine Seele sorgen, er wollte kein heiligen Abendmahl empfangen.

Bereits zwei Monate nach dem Mord wurden auf dem Dresdner Altmarkt eine Bühne und darauf ein Gerüst und 14 Stufen errichtet. Rund 1000 Infanterie – Soldaten besetzten den Platz, um das einfache Volk, den Pöbel, von gewaltsamen Angriffen abzuhalten. Die sensationelle Hinrichtung zog hunderte Menschen an, darunter viele fremde Personen von außerhalb. Alle Fenster in den anliegenden Häusern waren von neugierigen Menschen besetzt. Bei der Exekution waren der gesamte Stadtmagistrat, Generalfeldmarschall Graf von Flemming und Gouverneur Graf von Wackerbarth anwesend. Nach der Verlesung des Urteils brachte der Stockmeister den 42-jährige Laubler die Stufen zum Gerüst hinauf. Bald darauf wurde Laubler „von oben nach unten herunter gerädert.“ Mit den ersten drei Stößen wurde das Genick gebrochen, dann Bein und Arme zerschmettert und endlich das Herz zerstört.

Henkersknechte trugen danach seinen Körper vom Gerüst und unter einer Eskorte von 24 Ratswächtern führte der Weg durch die Stadt. Der Körper wurde an der Gerichts – State auf das Rad geflochten und mit Ketten festgemacht. Die Prozedur verlief ohne Tumulte und Unruhen.

von Dietmar Sehn

Eine Geschichte aus dem Buch: „Kriminelles aus Sachsen“, soeben im Tauchaer Verlag erschienen, ISBN 978 -3- 89772-309-9, Preis. 14.95 €.

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