Es lebe die Kleinanzeige

Wir möchten uns an dieser Stelle zum Aufreger-Thema des Wochenendes äußern. Hervorgerufen durch ein klassisches Werbemittel: die Kleinanzeige. Das – scheinbar – aussterbendes Kommunikationsmittel wurde genutzt, um Aufmerksamkeit...

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Wir möchten uns an dieser Stelle zum Aufreger-Thema des Wochenendes äußern. Hervorgerufen durch ein klassisches Werbemittel: die Kleinanzeige.

Das – scheinbar – aussterbendes Kommunikationsmittel wurde genutzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und die Anzeigenschalter haben es geschafft. In vielen sächsischen Tages- und Wochenzeitungen wurden Annoncen mit Stellengesuchen geschaltet. Ein gewiefter Redakteur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat erkannt, dass in einem Oberlausitzer Wochenblatt zahlreiche Anzeigen unter Stellengesuche zu lesen waren.

Leider ist ihm bei der weiteren Recherche nicht aufgefallen, dass gleichklingende Anzeigen auch in Sachsens Tageszeitungen in Dresden und Chemnitz veröffentlicht wurden.

Stellengesuche in der SZ und FreiePresse vom Wochenende

Zugegeben. Mit dem Wort „Bautzen“ lassen sich derzeit Schlagzeilen besser vermarkten. Damit nahm die mediale Empörung ihren Lauf. In einem „Bautzener Anzeigenblatt“ gibt es offensichtlich gefakte Stellengesuche. Unter Google finden sich ungefähr 67.000 Ergebnisse unter dem Begriff. Ob Spiegel.de, FAZ.net, DerStandard oder Frankfurter Rundschau – alle übernahmen die Informationen. Lediglich die Welt.de gab den Herausgebern die Möglichkeit sich öffentlich zu äußern.

Doch in den sozialen Medien wurde fleißig gepostet, Meinungen geäußert und falsche Wahrheiten verbreitet. Offenbar bedeutet eigene Recherche, dass was Google als Ergebnis anbietet.

Auf Twitter gab es plötzlich den „Bautzener Kurier“ und wenig später war für die Twitter-Jüngerer alles klar. Dahinter steckt der Inhaber der LausitzerVerlagsanstalt, der- und das macht die Sache ja erst richtig empörungswürdig – auch für die AfD im Sächsischen Landtag sitzt. Mails an die Redaktion ließen nicht lange warten.

Mail an die Redaktion des BautzenerBote.de

Grund war offenbar, dass wir uns bereits am 21.01.2022 zum Thema geäußert hatten und die Stellengesuche als Titelbild für unseren Artikel verwendet haben.

Damit nicht genug. Die Hamburger Morgenpost schreibt (ungeprüft): „Bei den Anzeigen in diesem Blatt indes liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Fake-Kampagne handelt. Kleines Detail: Geschäftsführer des Verlags ist der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Frank Peschel.“

MOPO 23.01.2022

Es gibt aber noch andere Medien, die es ganz genau wissen. So der Volksverpetzer.

T-Online äußerte sich auch zum Thema und titelte: „Ungeimpfte: Der große Schwindel mit Stellengesuchen“.

Erschreckend ist, egal ob diese Stellengesuche echt oder unecht sind, wie ein Teil der Medien und der Gesellschaft mit dem Thema umgeht. Viele Mitarbeiter aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich zeigen ihren Unmut auf eine sehr kreative Art und die mediale Aufmerksamkeit gibt ihnen Recht. Wo und wie wurde mit den Mitarbeitern in dieser Branche gesprochen? Wer gab ihnen eine Stimme, um einen Konsens zu finden? Wenn 35 Prozent dieser Personen (aktuell) nicht geimpft sind, dann sollte zumindest von der Politik und Arbeitgeberseite das Gespräch gesucht werden.

Das es soweit gekommen ist, ist traurig. Denn es zeigt, wie weit unsere Gesellschaft bereits gespalten ist. Die Anzeigenschalter wählten jedenfalls ein klassisches Werbemittel, um Gehör und Aufmerksamkeit zu finden: Es lebe die Kleinanzeige.

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