Große Pläne für Kleinwelkaer Schwesternhäuser

Die Vizepräsidenten von Europa Nostra Prof. Dr. Jacek Purchla aus Krakow und Petr Svoboda aus Prag besuchten am vergangenen Donnerstag (27.4.23) auf Einladung des Präsidenten von Europa Nostra...

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Die Vizepräsidenten von Europa Nostra Prof. Dr. Jacek Purchla aus Krakow und Petr Svoboda aus Prag besuchten am vergangenen Donnerstag (27.4.23) auf Einladung des Präsidenten von Europa Nostra Deutschland, Herrn Dr. Uwe Koch, Bautzen und das Schwesternhaus-Ensemble in Kleinwelka. Im letzten Herbst ist während des Europäischen Kulturerbegipfels in Prag von den drei Repräsentanten aus Tschechien, Polen und Deutschland eine dreiseitige Absichtserklärung zur stärkeren Zusammenarbeit bei der Vermittlung und Erschließung des nachbarschaftlichen Kulturerbes in den europäischen Regionen Böhmen, Schlesien und Lausitz unterzeichnet worden. In diesem einzigartigen Nachbarschaftsraum bietet sich die Gelegenheit, ein Miteinander bei der Bewahrung verknüpfenden Kulturerbes in Europa zu befördern. Das Erbe der Herrnhuter bildet dabei ein wichtiges Aufgabenfeld. Das Treffen vor Ort und die Gespräche mit Herrn Oberbürgermeister Karsten Vogt dienen dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Ausloten konkreter Optionen für die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bautzen, dem Schwesternhaus Verein in Kleinwelka und Europa Nostra. An dem Besuch nimmt auch die Direktorin des Internationalen Kulturzentrums in Krakow, Agata Wasowska-Pawlik teil.

Das Schwesternhaus-Ensemble wurde vor zwei Wochen in die Liste der 7 am meisten gefährdeten Kulturerbestätten Europas aufgenommen. In diesem Zusammenhang würdigte Oberbürgermeister Karsten Vogt die Weitsicht der Stadträte, die sich 2020 für den Beitritt zum Schwesternhäuser Kleinwelka e.V. aussprachen: „Zu den 7 am stärksten gefährdeten Kulturerbe-Stätten Europas zu gehören, wertet die Arbeit der Brüder-Unität und des Vereins unglaublich auf. Plötzlich entsteht ein riesiger Wahrnehmungsradius, wird man Teil weltweiter Netzwerke und hat natürlich Türen zu bislang ungeahnten Unterstützungs-möglichkeiten aufgestoßen. Ich freue mich sehr, dass sich der unbändige Wille aller Akteure zum Erhalt des Kleinwelkaer Kleinodes nun endlich bezahlt macht und bedanke mich bei allen Mitwirkenden vor Ort und bei allen Entscheidern bei Europa Nostra Deutschland“.

Das Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Schwesternhaus-Ensemble („Schwesternhaus“) befindet sich im historischen Ortskern Kleinwelkas. Das Ensemble besteht aus fünf Gebäuden: dem Schwesternhaus mit großen Gemeinschaftsräumen, der „Apotheke“, dem „Waschhaus“, der Remise und der „Villa Anna“. Die im frühen 18. Jahrhundert gegründete Gemeinde stammt von Glaubensflüchtlingen aus der heutigen Tschechischen Republik, die in Herrnhut siedeln konnten. Die Herrnhuter gründeten im Laufe der Jahre eine Reihe von Siedlungen in ganz Deutschland. So auch in Kleinwelka. Gemäß ihrer Kirchenordnung lebten hier auch Frauen in sogenannten Chören. Bis 1770 beherbergte das Gebäudeensemble in Kleinwelka vor allem Frauen sorbischer Herkunft.

Die Schwestern lebten zusammen und teilten ihren religiösen Glauben. Sie bauten ein Bildungssystem auf und sicherten sich eine umfangreiche Gesundheitsversorgung. Die Schwestern waren auch in der weiteren Gemeinde Kleinwelka und im ländlichen Raum darüber hinaus aktiv. Dazu gehörten die Eröffnung und der Betrieb einer öffentlichen Apotheke, für deren gesetzliche Erlaubnis sie entschieden gekämpft hatten. Aber auch die Pflege des dazugehörigen Kräutergartens, die Eröffnung einer Konditorei für den Verkauf von hausgemachten Süßigkeiten und die Versorgung der örtlichen Schule mit gesundem Essen.

Europa Nostra wird die Entwicklung des Ensembles in Kleinwelka weiter unterstützend begleiten. Sie ist die europäische Stimme der Zivilgesellschaft, die sich für den Schutz und die Förderung des Kultur- und Naturerbes einsetzt. Hierbei handelt es sich um einen europaweiten Verband von Nichtregierungsorganisationen für das Kulturerbe, die von einem breiten Netzwerk aus öffentlichen Einrichtungen, Privatunternehmen und Einzelpersonen in über 40 Ländern unterstützt werden. Es gilt als das größte und repräsentativste Kulturerbe-Netzwerk in Europa und unterhält enge Beziehungen zur Europäischen Union, zum Europarat, zur UNESCO und anderen internationalen Gremien. Europa Nostra wurde 1963 gegründet und feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen.

Stadtverwaltung Bautzen Europa Nostra

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