Nachdem aus dem Sondervermögen „Strukturentwicklungsfonds sächsische Braunkohleregionen“ rund 20 Millionen Euro* für die Komplexsanierung der Talsperre Quitzdorf seit August 2022 bereitstehen, konnte die Projektumsetzung in Angriff genommen werden.
In einem zweistufigen europaweiten Verfahren wurden die Planungsleistungen für die Sanierung der Talsperre Quitzdorf vergeben. Seit März 2023 laufen die eigentlichen Planungen. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren für die einzelnen Teilprojekte werden einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Parallel dazu werden erste Instandsetzungsmaßnahmen vorgezogen, so dass mit einem Baubeginn Ende 2023 bzw. Anfang 2024 zu rechnen ist. Die Komplexsanierung selbst soll entsprechend der Vorgaben des Bundes in der Hauptsache bis Ende 2026 umgesetzt werden.
Nach fast 50 Jahren Dauerbetrieb und aufgrund der zukünftigen Nutzungsanforderungen an die Talsperre besteht Handlungsbedarf.
Im Rahmen der Komplexsanierung soll die Wasserqualität verbessert werden, um das sommerliche Blaualgenwachstum zu reduzieren. Dafür soll der Stauraum so umgestaltet werden, dass ein besseres Sedimentmanagement und ein Nährstoffrückhalt möglich ist.
Dazu zählen außerdem unter anderem die Betonsanierung der Winkelstützmauern und der Grundablässe, die Instandsetzung der Hochwasserentlastungsanlage, der Austausch der Armaturen und Leitungen im Grundablassbauwerk und die Modernisierung des Schöpfwerkes Kollm.
Die vorrangige Aufgabe der Talsperre war bei Inbetriebnahme die Brauchwasserbereitstellung für die Energie- und Landwirtschaft, insbesondere die Versorgung des Kraftwerks Boxberg mit Kühlwasser. Der Aufgabenschwerpunkt hat sich allerdings in den letzten 20 Jahren in Richtung Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung, Wasserbereitstellung für das Lausitzer Revier, Naherholung und Naturschutz verschoben.
Die Komplexsanierung der Talsperre Quitzdorf dient insbesondere der langfristigen Sicherung der Wasserbereitstellung und der Wassergüte für das Lausitzer Revier und den Unterlauf der Spree bis nach Brandenburg und Berlin. Damit hat die Talsperre eine wichtige Funktion bei der Sanierung des Wasserhaushaltes der ehemaligen Braunkohleregion. Vor dem Hintergrund des Struktur- und Klimawandels wird sich die Bedeutung der Anlage verändern, denn sie ist eine der wenigen zur Verfügung stehenden, wasserwirtschaftlichen Anlagen, mit der aktiv auf die Wassermenge und -güte im Einzugsgebiet der Spree eingewirkt werden kann. Im Fokus wird künftig neben dem Hochwasserschutz für die Region vor allem eine flexible Niedrigwasseraufhöhung stehen. Die Nutzung der Talsperre für die Fischerei und zu Erholungszwecken soll mit der Sanierung ebenfalls dauerhaft gesichert werden.
Folgende Meilensteine sind geplant:
Teilobjekt 1: Maßnahmen zum Sediment- und Nährstoffrückhalt
Teilobjekt 2: Maßnahmen zur Stauraumgestaltung und zum Sedimentmanagement
Teilobjekt 3: Bauwerksinstandsetzung und -anpassung, darunter:
· Austausch von Armaturen,
· Ertüchtigung der Schussrinne und des Tosbeckens
· Modernisierung / Instandsetzung Schöpfwerk Kollm
· Naturschutzfachliche Begleitung
Hintergrundinformation
Die Talsperre Quitzdorf liegt südwestlich von Niesky (Lkr. Görlitz). Sie wurde zwischen 1965 und 1972 erbaut und staut den Schwarzen Schöps. Mit einer Wasserfläche von rund 730 Hektar ist die Talsperre Quitzdorf die flächenmäßig größte Talsperre in Sachsen. Der Stausee ist durchschnittlich allerdings nur zwischen zwei und drei Meter tief.
TECHNISCHE DATEN
Lage
Niesky, Landkreis Görlitz
Bauzeit
1965 – 1972
HYDROLOGIE / NUTZUNG
Gestautes Gewässer
Schwarzer Schöps
Einzugsgebiet
175,6 km²
Rohwasserabgabekapazität für Brauchwasser
9,28 Mio. m³/Jahr
STAUBECKEN
Gesamtstauraum
25,60 Mio. m³
davon Betriebs- und Reserveraum
16,48 Mio. m³
Gewöhnlicher Hochwasserrückhalteraum
4,45 Mio. m³
max. Beckentiefe
6,8 m
ABSPERRBAUWERK
Höhenlage der Dammkrone
162,44 m über NN
Kronenlänge
1,5 km
Kronenbreite
4,00 m
Höhe über der Gründungssohle
11,50 m
Höhe über Talsohle
10,50 m