Alte und neue Fahrzeuge, zum Teil aus der Lausitz

Seit 1992 werden vom Verein Straßenbahnmuseum Dresden e.V., der mit seinen Schätzen seit 1996 im alten Straßenbahnhof Trachenberge untergebracht ist, die verschiedenen Zeugen Dresdner Straßenbahngeschichte aufgearbeitet, gepflegt und...

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Seit 1992 werden vom Verein Straßenbahnmuseum Dresden e.V., der mit seinen Schätzen seit 1996 im alten Straßenbahnhof Trachenberge untergebracht ist, die verschiedenen Zeugen Dresdner Straßenbahngeschichte aufgearbeitet, gepflegt und im Falle vieler betriebsfähiger historischer Fahrzeuge auch eingesetzt. Das jüngste Exponat ist eine Dreiertraktion aus modernisierten thyristorgesteuerten Tatra- Triebwagen. Am 3. Juni waren die letzten noch im Liniendienst eingesetzten Fahrzeuge feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben sind nun nur noch eine handvoll Werkstatt- und Sonderfahrzeuge auf Tatra-Basis vorhanden, wie der Schienenschleifwagen oder die Kinderstraßenbahn Lottchen. Das Straßenbahnmuseum verfügt dagegen über einen kompletten T4D/ B4D- Großzug aus zwei Trieb- und einem Beiwagen im Zustand der Anlieferung bzw. der ersten Betriebsjahre, den eben genannten modernisierten Zug, aber auch über den Prototypen T6A2 von 1986.

„Ausstellung im Straßenbahnmuseum: Links der Triebwagen 309, der mit Baujahr 1902 nur neun Jahre jünger ist, als der elektrische Betrieb in Dresden allgemein (!!). Hinter der Säule ein LOWA- Beiwagen aus Gotha (Baujahr 1956) und rechts der Große Hechtwagen Nr. 1716 (Baujahr 1932 Bautzen).“ (Foto Christoph Pohl)

Insgesamt kann man sagen, dass der Dresdner Straßenbahn ihr Alter von 150 bzw. 130 Jahren nicht anzusehen ist. Die Dresdner Verkehrsbetriebe sind mit ihrer Bahn sehr gut aufgestellt. Man muss auch kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass es in zehn Jahren wieder runde Jubiläen geben wird. Wie werden die Fahrzeuge dann aussehen, wo werden neue Strecken gebaut, welche technischen Neuerungen wird es geben? Allerdings, das sei zum Schluss angemerkt, muss Straßenbahnfahren auch bezahlbar bleiben!

In der Geschichte von Handwerk und industrieller Produktion in der Lausitz nimmt der Schienenfahrzeugbau eine ganz bedeutende Rolle ein. Bis in die Gegenwart hinein gibt es aber immer wieder Auseinandersetzungen zwischen der aufgebauten Tradition mit Kreativität und Zuverlässigkeit in der Fahrzeugherstellung einerseits und der Unsicherheit in Betriebsperspektiven durch wechselnde Besitzverhältnisse in den Unternehmen andererseits. Obwohl gerade heute die gesellschaftliche Priorisierung des Schienenverkehrs erklärtes Ziel ist!

„Im Betriebshof Gorbitz werden die Straßenbahnen instandgehalten. Angehoben ist ein Niederflurwagen der ersten Generation aus Bautzen (Baujahr ab 1995).“ (Foto Christoph Pohl)

In Görlitz werden seit 1849 Schienenfahrzeuge gebaut, in Bautzen wurde 1878 und in Niesky 1917 deren Herstellung in das Programm bereits länger bestehender Betriebe aufgenommen. Die Dresdner Straßenbahn baute ihre Fahrzeuge zunächst teileweise selber bzw. ließ sie in der Stadt herstellen. Pferdebahnwagen kamen wohl noch nicht aus der Lausitz, aber die zehn 1896 in Görlitz für die rote Gesellschaft hergestellten Triebwagen dürften die ersten aus unserer Region gewesen sein. Ab 1904 kamen zahlreiche Triebwagen für die Lokwitztalbahn – einer Dresdner Vorortbahn – aus Bautzen. Ab 1925 wurden in allen drei Standorten Fahrzeuge für Dresden gefertigt, teilweise nun auch Beiwagen. Die Waggonbauer in Niesky waren ab ca. 1928 „ganz vorn“ mit der Entwicklung der Großen Hechtwagen, außerdem der dazugehörigen großen Stahlbeiwagen und versuchsweise von Gelenkwagen für verschiedene Verkehrsbetriebe. Die Kleinen Hechtwagen wurden ab 1934 wiederum in allen drei Betrieben hergestellt.

„Straßenbahn und Landschaft: Durch die Kirche unverwechselbar ist die Endstation der reizvollen Überlandstrecke nach Weinböhla. Die Niederflurwagen der zweiten Generation wurden ab 2006 in Bautzen gebaut.“ (Foto Christoph Pohl)

Im Jahre 1954 wurden in Görlitz als „Nachzügler“ noch einmal zwei Große Hechtwagen gebaut, außerdem beteiligte man sich an der Modernisierung der älteren Exemplare. In den späteren DDR- Zeiten bezog die Dresdner Straßenbahn ihre Bahnen dann aus Werdau, Gotha und Prag. Der Lausitzer Waggonbau hatte da von der Planwirtschaft Aufgaben u.a. in der Herstellung von Eisenbahnfahrzeugen zugeteilt bekommen. Das änderte sich nach der Wende um 1990 wieder, die Dresdner Trams kamen aus Bautzen und seit kurzem auch wieder aus Görlitz, wo die Wagenkästen der neuesten Bauart gefertigt werden ….

Christoph Pohl

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