Vor 60 Jahren wurden in Bautzen Berliner Doppelstockbusse gebaut (Teil 2)

Aufnahme: Christoph Pohl: „Der älteste in Dresden erhaltene Stadtbus ist ein Büssing-NAG 900 N aus dem Jahre 1938. Die historischen Fahrzeuge werden vom Verein „Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner...

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Aufnahme: Christoph Pohl „Der älteste in Dresden erhaltene Stadtbus ist ein Büssing-NAG 900 N aus dem Jahre 1938. Die historischen Fahrzeuge werden vom Verein „Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs e.V.“ gepflegt. Links im Bild ein Reisebus Ikarus 255.“

Für die erste Dresdner Linie waren 1914 zwölf Fahrzeuge eingesetzt. Sie hatten 12 Sitz- und 8 Stehplätze und waren grün- weiß lackiert, der Einstieg befand sich an der Rückfront. Es waren kleine zierliche Fahrzeuge in freundlich etwas rundlicher Formgestaltung und mit 30 PS motorisiert. Ein langes Leben war der Verbindung allerdings nicht beschieden, denn die Busse wurden bereits am 4. August 1914 von der Heeresverwaltung für Kriegszwecke beschlagnahmt und kehrten nicht wieder nach Dresden zurück.

Erst am 1. März 1925 konnte wieder ein ständiger Kraftomnibusverkehr aufgenommen werden. Die Fahrzeuge waren zwei- oder dreiachsig und wesentlich stärker motorisiert (bis 80 PS). Natürlich beeinträchtigte die Weltwirtschaftskrise auch den öffentlichen Verkehr, aber davon abgesehen erfreute sich der Busverkehr regen Zuspruchs, wurde ständig erweitert und ergänzte die Straßenbahnverbindungen.

Während die Form der Kraftomnibusse der 20er Jahre noch verspielt und rundlich war, sah man den späteren, teilweise kantig gebauten Fahrzeugen ihre „Kraft“ förmlich an. Ende der 30er Jahre wurde die Form wieder vornehmer und eleganter, die ersten Busse „ohne Schnauze“ gab es in den 1940er Jahren. Die Motorisierung reichte inzwischen bis ca. 130 PS. Es wurden nach wie vor sowohl Vergaser- als auch Dieselmotoren eingebaut. Die Einstiege waren nun immer auf der Seite angeordnet, teilweise gab es auch Busse mit Sattelauflieger. Ein richtiger Hingucker war ein solches doppelstöckiges Fahrzeug, das im Jahre 1938 vor einer Messe in Dienst gestellt worden war. Teilweise wurden auch Fahrzeuge gebraucht erworben, den bis dahin größten Bestand hatte die Flotte Anfang 1939 mit 91 Bussen und 2 Anhängern.

Schon bald nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges machte sich auch im Busverkehr Personalmangel bemerkbar. Andererseits wurden Busse von der Wehrmacht beschlagnahmt und Kraftstoffe rationiert, der Linienbetrieb musste stark eingeschränkt werden. Einige Fahrzeuge wurden auf Propangasbetrieb umgestellt, andere fuhren mit Niederdruck- Stadtgas. Ab 1944 wurden zahlreiche Dresdner

Busse außerhalb des Stadtgebietes eingesetzt, z.B. in anderen deutschen Städten, und kehrten größtenteils nicht zurück. Nach den verheerenden Luftangriffen waren alle 29 noch vorhandenen Omnibusse schwer beschädigt.

Aufnahme: Christoph Pohl: „Ebenfalls Klassiker auf den DDR- Straßen waren die Skoda- Busse. Hier ein Gespann RTO 706 mit Anhänger beim Jubiläum „100 Jahre Bus in Dresden“ im Jahre 2014. Es gab ebenso ähnlich aussehende Gelenkbusse vom polnischen Hersteller Jelcz, von dem auch der Anhänger sein dürfte. Im Hintergrund links ein Ikarus- Bus.“

Der regelmäßige Busverkehr nach Kriegsende konnte erst am 20. Februar 1949 wieder aufgenommen werden. Die 24 wieder in Betrieb genommenen Fahrzeuge gehörten zu elf Typen! Allerdings fuhr bereits seit dem 8. November 1947 ein Oberleitungsbus zwischen dem Körnerplatz und dem Münchner Platz, später wurde die Strecke nach Weißig und zum Willi- Ermer- Platz in Löbtau verlängert und war bis 1975 in Betrieb. Das Netz der Kraftomnibuslinien wurde wieder erweitert, 1954- 57 begannen die Auslieferungen der ersten neugebauten Busse der Typen Horch, Ikarus und Skoda. Im Jahre 1958 wurde die Stadtrundfahrt mit dem Bus wieder eingeführt. Über lange Jahre wurden nur ungarische Ikarus- Busse verschiedener Typen beschafft, zum großen Teil Gelenkfahrzeuge.

Nach der Wende wurde der Busbestand zügig modernisiert, im Jahre 1991 konnte der erste Niederflur- Bus in Dienst gestellt werden und bereits 2001 fand die letzte Linienfahrt eines Ikarus- Busses statt. Gegenwärtig umfasst die Fahrzeugflotte der DVB AG etwa 170 Busse der Hersteller EvoBus, MAN, Mercedes und Solaris. Seit 2006 werden auch Hybrid- Busse (mit Elektro- und Dieselmotor) eingesetzt. Die neuen reinen Elektrobusse entwickeln die Technik des früheren O- Bus- Verkehrs weiter: Die Fahrzeuge tanken ihren Strom unter einem kurzen Oberleitungsabschnitt in eine Batterie, die sie dann am Fahren hält.


Aufnahme: RBO/ Tom Schulze „Die RBO Bautzen verfügt über einen mustergültig aufgearbeiteten Bus Ikarus 55, der für Sonderfahrten eingesetzt werden kann.“

Aus der Region Bautzen kann man erfahren, dass bereits 1912 der erste Busverkehr mit motorisierten Fahrzeugen stattfand, einen Pferdebusverkehr hatte es wohl nicht gegeben. Im Jahr 1912 wurde die Staatliche Kraftwagenverwaltung (SKV) – sie betrieb insgesamt 8 Omnibuslinien – und im Jahr 1919 die Kraftverkehrsgesellschaft Freistaat Sachsen (KVG) gegründet. Beide Firmen hatten ab 1923 eine einheitliche Betriebsführung und errichteten an verschiedenen Standorten in Sachsen Wagenhallen und Werkstätten. In Bautzen wurde ein Standort in der Strehlaer Straße 45 aufgebaut. Im Jahr 1930 gab es zwei Buslinien in und um Bautzen. In ganz Sachsen konnten im Jahre 1939 193 Buslinien gezählt werden, mit dabei die Route Bautzen- Gaußig.

Aufnahme: Wikimedia Commons: „Historische Postkarte von 1913 mit Busgespann für die Route Radeberg- Bischofswerda. Gebaut von Emil Nacke in Coswig bei Dresden. Das war sicher die erste Busverbindung „genau in der Mitte“ zwischen Dresden und Bautzen.“

… Fortsetzung folgt…

Text: Christoph Pohl

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