Biografie: So war der große Gerd E. Schäfer wirklich

Wer in der DDR aufgewachsen ist, kennt Gerd E. Schäfer vor allem durch die Figur des Maxe Baumann in den gleichnamigen Silvesterschwänken. Aber auch in anderen Rollen und...

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Wer in der DDR aufgewachsen ist, kennt Gerd E. Schäfer vor allem durch die Figur des Maxe Baumann in den gleichnamigen Silvesterschwänken. Aber auch in anderen Rollen und als Moderator des Wunschbriefkastens liebte ihn sein Publikum. Viele Fans des begnadeten Volksschauspielers haben sich oft gefragt, wie der Mime denn privat so war. Sein Sohn, Alexander G. Schäfer, hat jetzt ein Buch über seinen berühmten Vater, der 2001 starb, veröffentlicht („Vorhang auf: Gerd E. Schäfer“) und erzählt darin viel Privates. Der Bautzener Bote hat den Berliner, der ebenfalls als Film- und Theater-Schauspieler arbeitet, mal ein bisschen ausgefragt.

BB:  Wie hat es sich in der DDR als Promi-Kind denn so gelebt?

Alexander G. Schäfer: Insgesamt sehr gut. Natürlich gab es neben viel Licht auch Schatten. Lehrer, die meinen Vater mochten, haben bei uns, als seine Kinder, ab und zu mal ein Auge zugedrückt. Lehrer, die keine Fans von ihm waren, konnten da schon mal strenger sein.

 BB: Wurde Ihr Vater oft auf der Straße erkannt?

Alexander G. Schäfer:  Ja, ständig. Seit Ende der 60er Jahre war er festes Mitglied des Fernsehensembles und oft im TV zu sehen – zum Beispiel in Märchenfilmen oder beim Wunschbriefkasten. Und als 1976 der erste Schwank mit Maxe Baumann lief, wurde der Zuspruch vom Publikum noch größer. Meine Mutter wird heute noch als Frau Baumann angesprochen. Aber die Stimme meines Vaters war fast schon früher bekannt als sein Gesicht. In den 60ern lieh er im DDR-Kinderfernsehen dem Papagei `Pfeffi`seine Stimme. Die kannten alle, und sobald mein Vater was sagte, hieß es “Hallo Pfeffi!”

BB: Viele DDR-Stars hatten ihre Häuser am Rande von Berlin. Ihr Vater ist sein Leben lang im Prenzlauer Berg geblieben.

Alexander G. Schäfer: Ja, das wollte er so. Er war kein Typ für ein schickes Haus. Er wollte in seinem Kiez bleiben. Den Menschen dort fühlte er sich verbunden. Er war einer von ihnen. Ein abgehobenes Leben war nichts für ihn.

BB: Aber als bekannter Schauspieler hatte er sicher auch ein paar Privilegien.

Alexander G. Schäfer: Ja, klar. Während die meisten Menschen 15 Jahre lang auf ein Auto warten mussten, hat mein Vater eins nach fünf Jahren bekommen. Er als Künstler brauchte es ja schließlich, um schnell von einem Auftrittsort zum anderen zu kommen – so war zumindest seine Argumentation, als er den Antrag gestellt hat. Und ein Telefon hatten wir natürlich auch. Ansonsten hat er aber nicht besonders auf den Putz gehauen und ausschweifende Parties gegeben, so wie einige seiner Kollegen. Mein Vater trank überhaupt selten Alkohol. Nur Bier hat er gern getrunken.

BB: Hatte Gerd E. Schäfer unter seinen Kollegen auch richtig gute Freunde?

Alexander G. Schäfer: Ja, mit Rolf Herricht verband ihn zum Beispiel eine sehr enge Freundschaft. Der ist oft bei uns zu Hause gewesen. Mit Margot Ebert, die auch bei den Maxe Baumann-Schwanks mitspielte, war er eine Zeit lang gut befreundet – bis sie sich etwas mehr für ihn interessierte. Ab da war es nicht mehr so eng. Seine Lieblingskollegin aber war Ingeborg Krabbe. Mit der hat er sehr gern zusammen auf der Bühne und vor der Kamera gestanden.

BB: Und wie verstand er sich mit Helga Hahnemann?

Alexander G. Schäfer: Das war am Anfang ein bisschen Konkurrenzkampf. Als der erste Maxe Baumann-Schwank produziert wurde, war er bekannter als Helga Hahnemann. Sie startete erst danach voll durch. Sie war halt auch eine sehr laute Frau, die sich in das Spiel der Kollegen gern einmischte. Das hat vor allem Rolf Herricht zu spüren bekommen. Aber später haben sich mein Vater und Helga Hahnemann gut verstanden.

BB: Ihr Vater hat seine Karriere als Kabarettist bei der legendären Distel angefangen. War er ein politischer Mensch?

Alexander G. Schäfer: Ja, sehr. Genauer gesagt, ist er nach dem Mauerbau zum politischen Menschen geworden. Weil er selbst dadurch seine Mutter, die im Westteil von Berlin wohnte, ein paar Jahre nicht sehen durfte, wusste er genau, was die Mauer für die Menschen bedeutet. In Gesprächen mit Freunden und Bekannten hat er aus seiner Abneigung gegen das politische System der DDR keinen Hehl gemacht. Aber er wusste natürlich auch, wann es nötig ist, mit den Wölfen zu heulen. Öffentlich hat er sich immer zurück gehalten.

BB: Hat er jemals darüber nachgedacht, in den Westen zu gehen?

Alexander G. Schäfer: Nein, nie. Die DDR war trotz allem seine Heimat. Außerdem hatte er dazu viel zu große Existenzangst. Bevor er in den 50er Jahren zur Distel kam, musste er mit Jobs sein Geld verdienen, die er nicht so toll fand. So war er zum Beispiel längere Zeit als Vertreter für Kaffee unterwegs. Und zwischendurch ist er immer wieder arbeitslos gewesen.

BB: Gab es mal Angebote aus dem Westen?

Alexander G. Schäfer: Ja, vom Kabarett `Die Stachelschweine`, dass damals im westlichen Teil von Berlin lag. Aber mein Vater hat es ausgeschlagen, weil er viel zu unsicher war, ob er im Westen genug verdienen würde, um davon leben zu können.

BB:  Nach der Wende sind für viele Schauspieler aus der DDR die Angebote ausgeblieben. Wie hat Ihr Vater diese Zeit erlebt?

 Alexander G. Schäfer: Er hatte Glück , weil er ein Angebot vom Hansatheater in Berlin bekam. Dort traf er dann seinen Jugendfreund Günther Pfitzmann wieder, der ihm eine feste Serienrolle bei “Praxis Bülowbogen” besorgte. Daraus ergaben sich dann weitere TV-Projekte. Weil er zu der Zeit schon Rentner war, musste er auch nicht mehr viel arbeiten. Nur, dass sein Promi-Bonus nach der Wende mehr oder weniger weg war, hat ihn anfangs ein bisschen gestört. Die Leute haben sich in den 90er Jahren nicht mehr so für die ehemaligen Stars aus der DDR interessiert. Aber das hat sich inzwischen erfreulicher Weise geändert.

BB: Sie sind inzwischen selbst Schauspieler, Moderator und Autor. Stand der Berufswunsch bei Ihnen schon früh fest?

Alexander G. Schäfer: Ja, absolut. Durch meinen Vater habe ich schon früh viel über den Beruf eines Künstlers erfahren. Er selbst hat auch nichts dagegen gehabt, dass ich in seine Fußstapfen trete. Nur direkt geholfen, dass ich gleich gute Rollen kriege, hat er nicht. Er hat mir zwar Tipps gegeben, aber mir mit Hilfe seiner Popularität den Weg zu ebenen, dass war nicht sein Ding.

BB: Für die Comödie Dresden haben Sie das Stück “Cat Ballou” auf die Bühne gebracht und dabei alles selbst gemacht – vom Text selbst, über die Regie, das Bühnenbild. Wie kam es dazu?

Alexander G. Schäfer: Mal abgesehen davon, dass es sehr teuer ist, für alles einen Profi zu engagieren, ist es manchmal auch sehr umständlich, zum Beispiel einem Bühnenbildner erstmal erklären zu müsssen, wie man es haben will. Da mach ich es lieber gleich selber.

BB: Ist das Dresdner Publikum anders als das Berliner?

Alexander G. Schäfer: Mein persönlicher Eindruck ist: Wenn man das Dresdner Publikum einmal überzeugt hat, dann kann nicht mehr viel passieren. Die Premiere von `Cat Ballou`ist super gelaufen, die Leute waren begeistert. Wir spielen es in den nächsten Monaten, also von April bis Juni, jeweils zehn Tage am Stück und haben sehr großen Spaß dabei.

BB: Sie tanzen als Künstler auf vielen Hochzeiten. Welche Projekte stehen denn bei Ihnen außerdem noch an?

Alexander G. Schäfer: Zur Zeit schreib ich an zwei Theaterstücken. Eines für Dieter Hallervorden und Franziska Troegner, ein weiteres für ein richtig großes Publikum. „Elf Mann im Abseits“ heißt es und soll zum Auftakt des Public Viewing zur Fußball-EM im Juni im Stadion von Dynamo Dresden aufgeführt werden. Außerdem bin ich mit meinen Kabarettprogrammen ‚Schäfers Stündchen “ unterwegs und auf Lesetour mit meinem Buch ‚Vorhang auf ‚. Am 03. Mai bin ich mit dem Buch in Chemnitz und am 04.Mai in Dresden.

BB: Eine letzte Frage noch: War Ihr Vater gleich hell auf begeistert, als er damals die Rolle des Max Baumann angeboten bekam?

Alexander G. Schäfer: Nein, überhaupt nicht. Die Figur des Max Baumann war Rentner, er selbst ist damals erst 52 Jahre alt gewesen. Als älterer Mann einen jüngeren darzustellen, ist nicht ganz so schwer. Aber umgekehrt kann es schnell in die Klamotte abgleiten. Deshalb hatte er ein paar Bedenken. Aber schließlich hat ihn meine Mutter überredet, die Rolle zu spielen.

 

 

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