Andreas Holm und Thomas Lück gehören zu den bekanntesten Schlagerstars der ehemaligen DDR. Auch heute sind sie noch auf vielen Bühnen unterwegs und erfreuen alte und neue Fans mit ihren Liedern. Wieviele Veranstaltungen so im Jahr zusammenkommen, wie dicke ihre Freundschaft ist und welche Erfahrungen beide nach der Wende machen mussten, haben sie dem Bautzener Boten erzählt.
Was gibt es über aktuelle Projekte zu berichten? Sie sind beide beruflich oft zusammen unterwegs.
Holm: Ja, wir touren auch in diesem Jahr wieder durch alle Gebiete der Ex-DDR. Ich arbeite an neuen, witzigen Songs für uns beide und ansonsten lassen wir „Überraschendes“ einfach auf uns zu kommen.
Lück: Wir sind Solo -Sänger, stehen aber seit 1969 auch gemeinsam auf der Bühne und das sollte auch so bleiben. Privat macht jeder seins und das funktioniert auch gut.
Wie sieht so ein musikalisches Programm aus? Sind es eher die Hits von damals, die das Publikum begeistern oder gibt es vor allem Songs aus den letzten Jahren?
Holm: Ich denke, da ist uns eine gute Mischung gelungen. Wir haben viel Spass auf der Bühne, der sich auf unser Publikum überträgt. Die neuen Songs sind aus dem Leben gegriffen und amüsieren die Menschen, zum Beispiel das Lied „Wir sind alle nicht ganz dicht“. Unsere „alten“ Hits, kommen natürlich auch nicht zu kurz. „Varadero“, „Wo kommt der Schnee auf dem Kilimandscharo her“ oder „Siebenmal Morgenrot“ und „Ich koche für mein Leben gern“, gehören selbstverständlich in unser aktuelles Programm.
Lück: Wir haben die alten Titel neu produziert und interpretieren sie im modernen Gewand.
Sie sind beide als Solo-Sänger bekannt geworden, haben aber mittlerweile einen gemeinsamen Internetauftritt (Holm-Lueck.de). Heißt das, dass Sie privat so richtig dicke Freunde sind?
Holm: Als „dicke Freunde“ kann man uns heute zwar nicht mehr bezeichnen, aber wir arbeiten seit über 40 Jahren auf kollegialer Ebene freundschaftlich zusammen. Das soll uns erst mal einer nachmachen.
Man hat Sie schon früher zusammen auf der Bühne gesehen. Toll, dass Sie dieser Tradition treu geblieben sind.
Holm: Ja, obwohl jeder seine solistischen Wege gegangen ist, sind wir parallel dazu seit 1969 schon gemeinsam auf Tour. Nach einer siebenjährigen Pause nach der Wende, haben wir das
fortgesetzt und ich habe begonnen, für Thomas und für mich Duette zu schreiben, die stark in Richtung „Spassabteilung“ gingen. Mit Titeln wie: „Was woll’n wir in Hollywood“, „Die Süße auf der Palme“ oder „Baby mach lieber die Lichter aus, so taufrisch sehn wir nicht
mehr aus“, konnten wir uns nicht nur selbst auf den Arm nehmen, sondern auch wieder Erfolge im Fernsehen und im Radio verbuchen.
Wieviele Auftritte bestreiten Sie so im Jahr?
Lück: Ungefähr 50-60 Veranstaltungen.
Oft sind Künstler aus der Ex-DDR vor allem dem Publikum aus „dem Osten“ bekannt. Wie ist die Verteilung von Ost- und West-Fans bei Ihnen?
Lück: So gut wie nur „EX DDR“ Publikum
Holm: Die Zahl der Fans aus dem Westen würde ich als sehr überschaubar bezeichnen. Unser Publikum, das sind hauptsächlich die Menschen aus dem Gebiet der ehemaligen DDR.
Für viele Künstler aus der damaligen DDR sind die Angebote nach der Wende ausgeblieben. Wie haben Sie und Thomas Lück diese Zeit erlebt?
Lück: Es war schwer. Wie viele andere musste auch ich mich nach anderen Möglichkeiten umsehen. Es war traurig
Holm: Unsere Ansprechpartner für Veranstaltungen, wie zum Beispiel Kulturhäuser, wurden meist dicht gemacht. Die alten Künstleragenturen ebenfalls. So genannte „Betriebskulturveranstaltungen“ gab es kaum noch. Somit haben wir uns entschlossen in „Zwangsrente“ zu gehen. Erst nach sieben Jahren Pause haben wir wieder ganz neu angefangen.
Die Euphorie war bei vielen Menschen damals groß. Dass sich auch die negativen Seiten mit Arbeitslosigkeit und Existenzangst bald zeigen, haben viele damals nicht erwartet. Waren Sie selbst auch so euphorisch?
Lück: Ich war nicht euphorisch, ich kannte den Westen schon, dachte aber nicht, dass es so schlimm werden sollte Bin aber wieder aufgestanden und habe gekämpft.
Holm: Bei aller Begeisterung darüber, dass Deutsche nicht mehr von Deutschen getrennt wurden, Familien wieder vereint waren, ahnte ich schon, dass es zu großen Umbrüchen kommen würde.
Wie haben Sie und Ihre Kollegen die Wende erlebt? Ich könnte mir vorstellen, dass es bis 1991, als das DDR-TV abgeschaltet wurde, bei vielen noch recht gut lief. Aber spätestens mit dem Ende des DDR-Fernsehens musste jeder selbst sehen, wo er bleibt.
Holm: Ja, wir haben noch eine Veranstaltung für „Westgeld“ gemacht, dann blieben die Angebote aus, denn jetzt wurde auch der Ostteil Deutschlands zur internationalen Bühne. Das Bedürfnis der Menschen war groß, die internationalen und die westdeutschen Stars mal hautnah zu erleben. Da waren wir erstmal abgemeldet.
Herr Holm, Sie erzählten mal bei einer TV-Sendung, dass Sie im Imbiss-Stand ihrer Frau gearbeitet haben und dort gleich in den ersten Tagen überfallen worden sind.
Holm: Ja, es waren zwar nicht meine ersten Erfahrungen mit dem Westen aber es waren die „eindringlichsten“. Wenn dir jemand eine Pistole an den Kopf hält, dann ist es aus mit lustig. Ich war eben auf besondere Weise im „Wilden Westen“ angekommen.
Viele Menschen, die in der DDR gelebt haben, erinnern sich gern an die Zeit zurück, werden aber von Leuten und vor allem Medien „aus dem Westen“ oft dafür kritisiert. Wie blicken Sie auf Ihr Leben und Ihre Karriere damals zurück?
Lück: Ich habe meinen Beruf als Sänger richtig erlernt und habe damit bis heute viel Erfolg. Ich stehe also seit 1964 auf der Bühne und das können ja nicht sehr viele Künstler im “ Westen“ nachmachen Es gab ja nicht nur Heesters sondern viele Eintagsfliegen im Westen.
Holm: Ich konnte mich nicht beklagen. Mein Leben verlief recht gradlinig. In Vaters Frisiersalon gelernt, dort meine jetzige Frau kennengelernt, später den Meister gemacht, parallel dazu eine tolle Gesangskarriere aufgebaut … Und ich durfte bis heute mein „Hobby“ als Beruf ausüben. Was will man mehr?! Unabhängig von den politischen Gegebenheiten und den damit verbundenen Lebensumständen, haben die meisten Menschen im Land ein ganz „normales“ Leben gelebt. Sie haben sich verliebt, sie haben gearbeitet, sie hatten Spass mit ihren Freunden und haben sich mit allem anderen irgendwie arrangiert. Und auf eben dieses Leben blicken viele, mit Recht, positiv zurück. Für Menschen, die ein anderes Weltbild hatten, die die DDR verlassen. wollten, war das Leben, um es vorsichtig auszudrücken, recht
unerfreulich. Rückblickend können sicher viele Menschen eine Menge Positives in ihrem
Leben in der damaligen DDR entdecken, aber die DDR wiederhaben wollen wohl die wenigsten.
Sind sie auch noch mit anderen TV-Gesichtern befreundet?
Holm: Ja, mit Hartmut Schulze Gerlach, den die meisten vor allem als Muck kennen, war und bin ich noch immer befreundet. Leider hat er seine Lebensmitte an die Ostsee verlegt und spontane Treffen, so wie früher, sind somit in den Hintergrund gerückt. Kontakte zu vielen anderen „Ost- TV Gesichtern“ ergeben sich zur Freude aller Beteiligten, auch noch ab und zu.
Lück: Zu Frank Schöbel habe ich ein gutes Verhältnis, oder Michael Hansen, Hans Jürgen Beyer.
Sender mit starkem Bezug zum Osten Deutschlands, wie der MDR, scheinen gerade im Verjüngungswahn zu sein und ersetzen liebgewordene Sendungen durch neue, samt dazugehörigem Personal. Wie finden Sie das?
Holm: Ja, das kann ich zumindest mit den Worten „sehr erstaunlich“ kommentieren. Die Menschen werden immer älter, aber als TV Publikum werden sie scheinbar völlig vergessen. Irrsinn.
Lück: Wenn der MDR denkt, junges Publikum zu gewinnen, kann ich dem Sender nur alles Gute wünschen.
Sie wirken immer gut gelaunt. Haben Sie einen Tipp, wie man sich trotz Rückschlägen und Ärger im Alltag die gute Laune bewahren kann?
Holm: Sich selbst nicht zu ernst nehmen, allem das Positive abgewinnen, dann klappt`s schon.
Lück: In unserem Beruf muss man immer positiv denken und auf der Bühne ein freundliches Gesicht machen. Weinen kann man in der Garderobe.
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