Bautzen bezahlt für Budissa

Vielleicht war es ja ein Druckfehler, aber es hat neugierig gemacht. Womit jene Unterzeile einer Überschrift in der lokalen Sächsischen Zeitung eine ihrer Funktionen bereits erfüllt hatte. Ob...

6021
6021

Vielleicht war es ja ein Druckfehler, aber es hat neugierig gemacht. Womit jene Unterzeile einer Überschrift in der lokalen Sächsischen Zeitung eine ihrer Funktionen bereits erfüllt hatte. Ob das so gewollt war, sei dahin gestellt. Aber wenn viele Stadträte es ungerecht finden, dass der Fußballverein Budissa Bautzen eine finanzielle Unterstützung von der Stadt erhält, fragt sich der Leser: Warum stimmt denn der Stadtrat dem dann zu?
Die Antwort ist schnell gefunden. Dieses „viele“ stand im konkreten Fall für vier Stadträte. Erwähnt wird das erst etwa in der Mitte des Beitrages „Streit um Finanzspritze für Budissa Bautzen“ (29. April). Nur diese vier – was bei rund 30 Stadträten wirklich nicht viele sind – stimmten gegen die Zuzahlung von 70.000 Euro für den FSV, dessen Fußballer in der Regionalliga spielen. Es ist die vierthöchste Spielklasse, immerhin. Eine gewisse Außenwirkung ist damit durchaus gegeben, da der Fußball hierzulande so populär ist. Worüber all jene den Kopf schütteln, die damit nichts am Hut haben. Woran sie aber auch nichts ändern können.
Zumal bei Budissa das Geld nun wirklich nicht für den Ankauf von bekannten Spielern oder die Bezahlung namhafter Trainer verpulvert wird. Diese Rechnungen gehen sowieso selten auf. Stattdessen wurde über Jahre kontinuierlich nicht zuletzt in den Ausbau des Sportplatzes auf dem Humboldthain zu einem Trainingszentrum für den Fußball-Nachwuchs investiert. Eventuell gab gerade das den Ausschlag dafür, dass viele, dass wirklich viele Stadträte letztlich bereit waren, dieser Sonderzahlung ihre Zustimmung zu geben.
Klar und deutlich soll OB Alexander Ahrens aus gegebenem Anlass allerdings gesagt haben, so ein Zuschuss müsse eine Ausnahme bleiben. Der Verein steht also in der Pflicht. Damit nicht in Bautzen nicht das passiert, womit Plauen, also eine Stadt vergleichbarer Größe und ebenso mit Fußballern in der Regionalliga, im vorigen Jahr für negative Schlagzeilen sorgte: Die Verantwortlichen des VFC verkalkulierten sich, die Insolvenz und der Zwangsabstieg waren die Folge. Sollte Budissa die Spielklasse nicht halten können, aus welchen Gründen auch immer, dürfte es sich – nur mal als mögliches Szenario – ein überregional tätiges Unternehmen wie Hentschke-Bau vielleicht überlegen, ob es noch sinnvoll ist, den Verein im selben Umfang wie bisher zu unterstützen und damit für sich zu werben. Dann wäre noch weniger Geld da, denn selbst viele kleine Sponsoren, deren Engagement alle Achtung wert ist, könnten diese Lücke nicht schließen.
Was an den 70.000 Euro für Budissa aber vielleicht wirklich stört, ist eine andere Zahl. Für die Sportvereine der Stadt stehen dieses Jahr insgesamt nur 60.000 Euro zur Verfügung. Es wäre nachvollziehbar, dass sich dagegen viele Stadträte aussprechen würden. So wichtig Aushängeschilder sind (selbst wenn sie derzeit nur matt glänzen): Erst die Breite und die Vielfalt des Angebotes machen eine Sportstadt aus. Das hat selbstverständlich seinen Preis. Obwohl es fast ausschließlich die Ehrenamtlichen sind, die dazu beitragen, dass es überhaupt noch Sport im Verein gibt. Doch Wertschätzung kann man auch anders ausdrücken, als einmal im Jahr mit einem feuchten Händedruck. Und sind beim Volkssport im besten Sinne des Wortes nicht auch Abstriche an den Kosten für die Nutzung von Sportstätten (Turnhallen) möglich? Sollte man kleinen Sportvereinen nicht, etwas lapidar ausgedrückt, einfach das wenige Geld, das sie bekommen, in die Hand drücken, damit sie eigenverantwortlich mit ihm umgehen können? Ihnen erspart das, Anträge zu schreiben, anderen, diese zu bearbeiten. Manch Außenstehender könnte außerdem den Eindruck gewinnen, dass es zu viel sportbürokratischen Überbau gibt, also etwa Sportverbände mit ihren verschiedenen Ebenen, die letztlich auch Beiträge kassieren. Doch vielleicht muss das so sein. Wenn nicht, dann kann die Stadt Bautzen zumindest daran nichts ändern.
Abschließend zurück zu Bautzen und Budissa. Wenn sich die Stadt so einen Fußballverein leisten will, und die große Mehrheit der Stadtverordneten hat das mit ihrer Zustimmung zu dieser Sonderzahlung deutlich gemacht, sei es hier und da auch mit einigen Bedenken, dann ist es höchste Zeit, dass die in der Regionalliga spielenden Fußballer ihrerseits etwas leisten. Zuletzt beim Tabellendritten knapp zu unterliegen, ist keine Schande. Das Auftreten in den beiden Spielen zuvor gegen Kontrahenten „auf Augenhöhe“ (von wegen!) war dagegen beschämend. Am Sonntag (Anstoß 13.30 Uhr) geht es gegen die TSG Neustrelitz zwar noch nicht um alles, aber bereits um sehr viel. Vor hoffentlich vielen Zuschauern. Wirklich vielen …
Hans-Georg Prause

Schlagworte

Diskutiere mit

WP Twitter Auto Publish Powered By : XYZScripts.com