Wer beim Brand des „Husarenhofes“ in Bautzen nicht reflexartig von einem fremdenfeindlichen Anschlag ausging, nur weil aus diesem Hotel ein Flüchtlingsheim werden sollte, könnte sich jetzt in seiner Meinung bestätigt sehen. Mit der Aussage, es werde davon ausgegangen, „dass die Tat nicht politisch motiviert war, weil der gelegte Brandsatz relativ professionell angefertigt war und zusätzlich genau platziert war“, wird der Pressesprecher der Stadt Bautzen, André Wucht, in einem Beitrag der „SZ“ (Ausgabe vom 4./5. Juni) zitiert. Das las (oder hörte) man so bislang noch nicht.
Obwohl die Untersuchungen bereits seit mehr als drei Monaten laufen, gab es zu deren Stand bislang keine offiziellen Mitteilungen. Von Anfang an hieß es allerdings, dass in alle Richtungen ermittelt werde. All jene, die diesem Vorfall von Anfang an den Stempel „Rechtsextremismus“ verpasst hatten, wollen eventuell nur ungern zur Kenntnis nehmen, dass bei der Aufklärung des Brandanschlages auch die Spezialeinheit INES involviert ist. Und diese ist nun mal zuständig für Organisierte Kriminalität und Wirtschaftsstraftaten.
Was im Zusammenhang mit der eingangs erwähnten Auskunft des Stadtsprechers etwas überrascht (oder auch nicht), ist zum einen die Tatsache, dass ein solches Statement nicht sofort mehr Öffentlichkeit erfahren hat, sondern in einem längeren Beitrag selbst für viele SZ-Leser untergegangen sein dürfte, und zum anderen, dass es einem 15jährigen Bautzener zu verdanken ist, die Diskussion über die Brandstiftung am Käthe-Kollwitz-Platz wieder zu beleben.
Wie es dazu kam? Für die „Schüler SZ“, ein Projekt der „Sächsischen Zeitung“, schrieb Alban Konjen einen Beitrag, in dem er sich mit seinen gespaltenen Heimatgefühlen auseinander setzte. Unter der Überschrift „Sachsen ist kein brauner Schandfleck“ wurde dieser Text auf der Sachsen-Seite abgedruckt.
Es ist ein zu empfehlender Artikel, weil er keine vorgefertigten Denkmuster füllt, sondern deutlich macht, was da Sache und was dabei die persönliche Meinung des Autors ist. Ein junger Mann macht sich ernsthaft Gedanken, denkt durchaus politisch, kommt aber sehr gut ohne Parolen und Phrasen aus. Und im Gespräch mit dem Stadtsprecher hat er wohl ganz sachlich die richtigen Fragen gestellt. Dass ihm selbst die Antworten nicht genügen, schreibt er auch. Der Leser aber kann sich seine eigene Meinung bilden.
In der gleichen Ausgabe der „SZ“ wird übrigens im Lokalteil der Landrat Michael Harig zu einem Zwischenfall an einem Supermarkt in Arnsdorf interviewt. Über das, wird dort wirklich passiert ist, gibt es mehrere Versionen oder Sichtweisen. Und Harig ist erfahren genug, um kein vorschnelles Urteil dazu abzugeben. Das muss er dem dieses Gespräch suchenden Journalisten allerdings drei Mal erklären, bevor dieser es akzeptiert. Vielleicht überdenkt der Kollege ja im Nachhinein, ob es opportun ist, in die Frage bereits die erhoffte Antwort zu implizieren.
Doch zurück zum Thema „Husarenhof“. Der Brand und seine Folgen sind das Thema des nächsten CDU-Stammtisches am 8. Juni ab 19 Uhr im „Brauhaus“ an der Thomas-Mann-Straße. Wer diese Veranstaltungsreihe noch nicht kennt: Sie soll allmonatlich ein offener Ort (also nicht nur für Parteimitglieder) zum Informations- und Meinungsaustausch sein.
Hans-Georg Prause
Anmerkung: Inzwischen hat auch SZ online auf die Äußerung des Bautzener Stadtsprechers mit einem Artikel reagiert und bezieht sich dabei u.a. auf einen Beitrag des Berliner Tagesspiegels zu diesem Thema. Damit die Leser der BB-Homepage sich ihr Bild machen können, hier die Links zu diesen beiden Texten:
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