Die Brücke/Most-Stiftung kämpft mit Zeitzeugengesprächen wider das Vergessen.
Bautzen. (M.D.) Was bedeutet es , wenn man plötzlich einen gelben Stern auf das Kleidchen genäht bekommt, der einen von jedem öffentlichen Leben ausschließt und jeglichen Kontakt zu Freunden unterbindet; wenn Familien auf einem großen Platz in Auschwitz auseinandergerissen werden und man für die nächsten dreieinhalb Jahre immer kurz vor dem Hungertod steht? Was das alles bedeutet, davon wusste am vergangenen Mittwoch im Schiller-Gymnasium die 89-jährige gebürtige Pragerin Lisa Mikova eindrucksvoll zu erzählen. „Der Tod war in Auschwitz nichts besonderes“, beklagte sie die Geltungslosigkeit eines Menschenlebens in den Tötungsmaschinerien der Faschisten.
Organisiert wurde das Zeitzeugengespräch von der Brücke/Most Stiftung, die sich seit 1997 für Versöhnung und Verständigung zwischen deutschen und tschechischen Menschen einsetzt. Werner Imhof, Projektkoordinator der Stiftung für den Zeitzeugendialog, betonte die Wichtigkeit des direkten Erzählens aus jener Zeit. Er erklärt auch die Grenzen, denn ein Zeitzeuge kann nur erzählen, was er auch wirklich selbst erlebt hat. Darum zählt die Vielfalt der Stimmen. Und so begründet sich auch die Regelmäßigkeit von Zeitzeugengesprächen im Schillergymnasium. „Vierteljährlich finden bei uns solche Veranstaltungen statt“, erklärt Schulleiter Andreas Kämpe.
„Es ist nicht einfach, immer wieder in die Vergangenheit zurück zu gehen“, erklärte Lisa Mikova den Zehntklässlern die Schwierigkeiten des Sich-Erinnerns. „Aber ich möchte Euch sagen, was Faschismus bedeutet. Denn er ist wieder da. Und es steht ihm immer jemand im Wege!“ Die Schüler hörten gespannt zu und es bleibt zu hoffen, dass die Stimme von Lisa Mikova ihre Herzen erreichen konnte.
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