Für rund vier Millionen Euro ist seit Februar 2020 der Ersatzneubau der Grundschule im Bischofswerdaer Ortsteil Goldbach entstanden. Zum ersten Schultag nach den sächsischen Winterferien können die 84 Schülerinnen und Schüler am kommenden Montag ihr neues Domizil in Beschlag nehmen. Zuvor konnten Medienvertreter erleben, dass moderne Schule nicht nur in Städten möglich sein kann. Der farbenfrohe Neubau lässt bei Lehrenden und (Hort-)Erziehenden sowie den Heranwachsenden fast keine Wünsche offen. Vom neuen Schmuckstück in Goldbach können sich alle Interessenten im Frühsommer bei einem Tag der offenen Tür mit Kinderfest überzeugen.
Rund eine Million Euro stellte die Stadt Bischofswerda für den Ersatzneubau als Eigenanteil zur Verfügung. „Weitere drei Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land haben uns geholfen, die bewährte und beliebte Grundschule in eine gute Zukunft und auf ein neues Niveau zu führen – und unsere ländlich geprägten Ortsteile Goldbach, Weickersdorf, Großdrebnitz sowie unsere Nachbargemeinde Rammenau noch lebenswerter für junge Familien zu machen“, freut sich auch Oberbürgermeister Holm Große über die Wiedereröffnung der Schule.
Ein besonderer Dank des Oberbürgermeisters ging an die Stadt- und Ortschaftsräte, die diese enorme Investition mitgetragen haben, an alle beteiligten Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie Planer und Baufirmen – gemeinsam habe man es wieder einmal geschafft, eine Millioneninvestition in Bischofswerda im Zeit- und Kostenrahmen durchzuführen. Auch zukünftig wird mit Steuermitteln sparsam umgegangen, gerade in Zeiten ständig steigender Energiepreise. Ein Blockheizkraftwerk erzeugt nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung zugleich Wärme und Strom: Wenn der Wärmebedarf nicht so hoch ist, wird überschüssiger Strom ins öffentliche Netz abgegeben. Trotz aller technischer Finessen sei es laut Holm Große aber noch wichtiger, dass die entstandenen Steine mit Leben gefüllt werden. „Da weiß ich aber mit dem Lehrerkollegium um Schulleiterin Peggy Rosenkranz und den Erzieherinnen des Hortes – mit Steffi Dorn an der Spitze – Menschen in Verantwortung, die auch in den fordernden Corona-Zeiten und der zweijährigen Zeit im ,Exil‘ in Bischofswerda-Süd bewiesen haben, dass sie Kinder lieben, fördern und fordern“.
Nur noch der Glasanbau mit dem „Essensparadies“ und die benachbarte Mehrzweckhalle zeugen von der alten Schule. „Es wird eine spannende Zeit, weil wir genau wie die Kinder einen Neuanfang erleben. Die Kinder erwartet viele Überraschungen und Neuerungen, viel Freiheit und Selbstbestimmung“, freut sich Steffi Dorn auf den Schulstart am kommenden Montag.
85 Kinder, davon drei LRS-Schülerinnen und Schüler der Grundschule Kirchstraße, besuchen derzeit den Hort. Das heißt, dass nur zwei Goldbacher Grundschüler sogenannte „Mittagskinder“ sind. „Ein starkes Zeichen und auch Lob für die bisherige Qualität unserer Hortbetreuung“, kann Steffi Dorn ihren Stolz nicht verhehlen. „Und mit diesen neuen Räumlichkeiten würde auch ich nicht mittags heimgehen wollen“, pflichtet ihr Schulleiterin Peggy Rosenkranz mit einem Augenzwinkern bei. Mit dem Neubau wartet aber auch eine große Herausforderung auf das Hort-Team – die Umsetzung eines neuen Konzeptes. Neben der offenen Arbeit, die frei und selbstbestimmt den Kindern in vier Themenräumen (Kommunikation und soziale Kontakte / Kreativität und Neugier / Planer, Entwickler und Erbauer / Muse und Sinne) aber auch in weiteren Räumen, zum Beispiel einer von den Kindern selbst geführten Bibliothek, eine Auswahl bietet, existiert eine feste Gruppenarbeit mit den Stammerzieherinnen und Stammerzieher. Gruppeninterne Aktivitäten, wie die Kinder und Eltern sie bisher kannten, wird es also auch weiterhin geben. So werden zum Beispiel Hausaufgaben, Gruppenbesprechungen und -projekte sowie Feste weiterhin durchgeführt.
Ebenso vielfältig sind die Nutzungsmöglichkeiten in den oberen Stockwerken, die übrigens barrierefrei durch einen Fahrstuhl erreichbar sind. Alle Klassenzimmer, das Musikzimmer und das ebenfalls auf dem neuesten Stand der Technik ausgestattete Computerkabinett verfügen über interaktive Schultafeln. Die Sitzordnungen der lichtdurchfluteten Schulräume sind altersgerecht und für bestmögliche Gruppenarbeit ausgerichtet. Die Schüler der vierten Klasse konnten sogar selbst, quasi als Übungseinheit für Basisdemokratie, über die Aufstellung der Schulbänke entscheiden. Praktischerweise gleich als Hausaufgabe, als im Mathematik-Unterricht das Thema Flächenberechnung auf dem Lehrplan stand. Und so freut sich auch Peggy Rosenkranz, rund anderthalb Jahre nach ihrem Start als Schulleiterin, dass sie endlich mit ihrem Kollegium die Schülerinnen und Schüler am „Stammsitz“ der Schule auf das Leben vorbereiten kann.
Hintergrund:
Seit 2011 und trotz zwischenzeitlicher Haushaltskonsolidierung hatten Stadtrat, Ortschaftsrat und Stadtverwaltung beharrlich den Weg bis hin zum Start des Ersatzneubaus gemeinsam beschritten. Bereits 2015 existierte ein Fördermittelbescheid, den die Stadt Bischofswerda aber mangels Eigenmittel wieder zurückgeben musste.
Mit rund 2,3 Millionen Euro Fördermitteln aus dem mit Bundes- und Ländermitteln aufgelegten Sächsischen Investitionskraftstärkungsgesetzes im Rahmen des Programms „Brücken in die Zukunft“ und 644.000 Euro für schulische Infrastruktur aus Mitteln des Freistaates Sachsen wird der Bau unterstützt. Rund eine Million Euro trägt die Stadt Bischofswerda als Eigenanteil. Nach dem im Februar 2020 begonnen Abriss, der in den Jahren 1911/1912 gebauten Schule, konnte im Juli 2020 die Grundsteinlegung gefeiert werden. Der Neubau ist ein dreigeschossiges Gebäude mit Flachdach. Speiseraum und Sporthalle blieben bestehen und wurden dem modernen Schulbau angegliedert. Auch das Außengelände erhält derzeit eine Umgestaltung. Während der Baumaßnahmen waren alle Klassen der Grundschule Goldbach an den Schulstandort Bischofswerda Süd ausgelagert.