Fridays, Flowers und zwei Vorträge

Die „Fridays for Future“-Bewegung macht um Bautzen keinen Bogen. Aber die jungen Leute machen hier etwas anders. Ende Mai dieses Jahres gingen zwar die Schüler erstmals in größerer...

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Die „Fridays for Future“-Bewegung macht um Bautzen keinen Bogen. Aber die jungen Leute machen hier etwas anders. Ende Mai dieses Jahres gingen zwar die Schüler erstmals in größerer Zahl auf die Straße. Doch wenn die Erinnerung nicht sehr trügt: Sie versammelten sich zu ihrer Kundgebung vor dem Theater und einem Marsch durch die Innenstadt erst nach dem Unterricht. Also kein „Schulstreik“ aus Protest, kein Schule schwänzen um der Provokation willen. Das haben ihnen selbst jene Skeptiker zugute gehalten, die diesen umweltpolitisch instrumentalisierten „Kinderkreuzzug“ kritisch sehen. Und dafür ihre guten Gründe haben. Kaum einer wird den jungen Teilnehmern von FfF den guten Willen absprechen wollen. Aber selbst ihnen sollte klar sein, dass man nicht von heute auf morgen ganze Industriezweige abschaffen kann. Dass nur eine funktionierende Wirtschaft ausreichende Arbeitsplätze garantiert. Dass sehr wenige Menschen bereit sind, sich von jetzt auf gleich von liebgewordenen Gewohnheiten zu trennen. Und nicht zuletzt, dass die Meinung der Forscher und Wissenschaftler zum Klimawandel gar nicht so einvernehmlich ist, wie meist geschrieben wird.

„Kaum ein Thema wird in unseren Tagen so aktuell diskutiert“, das weiß auch Dr.-Ing. Christian Haase. Die von ihm vertretene Bürgerinitiative „Die 89er“ lädt deshalb in wenigen Tagen zu einer Veranstaltung mit Prof. Dr. Werner Kirstein (Universität Leipzig) ein. Dieser gilt als ein Experte der Klimaforschung und darf sich von dem oft beigestellten Adjektiv „umstritten“ eher geehrt fühlen, als in Frage gestellt. An diesem Abend wird er seine Erkenntnisse, seinen Standpunkt erläutern.

„Klar ist dabei aber auch, dass verschiedene, fachlich konträre Hypothesen im Lager der Wissenschaftler aufeinander prallen“, so Christian Haase mit Blick auf den Klimastreit. Was diesen Abend in der Gaststätte „Zum Hirsch“ in Göda – am 24. Oktober ab 19 Uhr – nur umso spannender machen dürfte. (Die Saalkapazität ist begrenzt. Anmeldungen sind noch bis 20. Oktober per Mail an info@die 89er.de möglich.)

„Für seine Prinzipien kann man leichter kämpfen, als nach ihnen leben.“ Der österreichische Psychologe Alfred Adler hatte dabei nicht an die Generation von heute gedacht. Er lebte nur bis 1937. Was aber zeigt: Das Problem als solches ist wahrlich nicht neu. Noch sehr viel älter ist der Bibelspruch aus dem Markus-Evangelium: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Man muss da nicht nur an die grüne Vielflieger-Fraktion im Bundestag denken. So wichtig sich diese auch nimmt, so fällt ihr umweltschädliches um den Erdball jetten kaum ins Gewicht, wenn man das Große und Ganze sieht. Wasser predigen, Wein trinken? In der Politik wird nicht selten gepanscht.

Hier nur ein Beispiel: Der weltweite Handel mit den sogenannten CO2-Zertifikaten gleicht doch einem Ablasshandel, der unter dem Strich für die Bewahrung der Schöpfung wenig bis nichts bringt. Denn es ist ein Handel mit Rechten zum Ausstoß von Treibhausgasen. Was auf der einen Seite an Emissionen tatsächlich zum Vorteil der Umwelt eingespart wird, darf auf der anderen Seite zu deren Schaden zusätzlich in die Luft gepustet werden. Gegen Bezahlung, versteht sich. Ach, und weit und breit kein neuer Martin Luther in Sicht.

Warum der CO2-Handel nicht funktioniert, konnte sogar die „ZDF heute“-Redaktion bereits vor über einem Jahr erklären. Erklärungsbedürftig ist deshalb, warum die EU erst ab 2021 dieses „marktwirtschaftliche Klimaschutzinstrument“ reformieren will. Doch es fehlt ja nicht an Kritikern, die in der Debatte um den CO2-Abbau eine ganz billige Luftnummer sehen. Bei der jedoch nicht wenige Akteure politisch und finanziell voll auf ihre Kosten kommen.

Anderen kommt es dagegen teuer zu stehen. Die aktuellste Hiobsbotschaft für Otto-Normal-Verbraucher und auch für Ottilie: Der Strom wird nächstes Jahr durch eine erhöhte Ökostrom-Umlage noch mehr kosten. Deutschland ist hierbei hinter Dänemark das teuerste Land in Europa. Für den Ausbau der Erneuerbaren Energien werden die Kunden aber bereits seit fast zwei Jahrzehnten tüchtig zur Kasse gebeten. Ein Fass ohne Boden?

Diese Frage kann eventuell Frank Hennig beantworten. „Energiewende – Die Wende ins Ende?“ lautet das Motto seines Vortrages am 17. Oktober ab 19 Uhr im Hotel „Residence“ im Gewerbegebiet an der Wilthener Straße. Es liest sich so spektakulär wie die Ausführungen dieses Buchautors sachlich sein werden. Der gebürtige Görlitzer ist Diplom-Ingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung, hat selbst mal in Jänschwalde gearbeitet, kennt die Lausitz und deren Probleme. Er weiß also, wovon er spricht, wenn es um Wissenschaft, Wirtschaft und Umweltpolitik geht.

Frank Hennig schreibt übrigens nicht nur Bücher, sondern auch Beiträge für das Magazin „Tichys Einblick“. Unlängst nahm er sich dort den „Sprachverwirrungen im Dienste des Klimaschutzes“ vor. Das ist ein Link als kleiner Vorgeschmack. Noch ein Hinweis für zarte Gemüter: Es ist eine Veranstaltung der AfD. Also lassen Sie sich nicht erwischen. (Aber ja doch, das ist ironisch gemeint!)

Zum Schluss zurück zu den jungen Bautzenern der etwas anderen „Friday for Future“-Ortsgruppe. Diese waren sich schon im Sommer nicht zu schade dafür, bei einem Arbeitseinsatz fremden Abfall auf dem Schützenplatz aufzusammeln. Kürzlich beteiligten sie sich nun auch noch an einer großen Pflanzaktion, die von den „Stadtbegrünern“ vorbereitet worden war. Gemeinsam wurden dabei rund 10 000 Blumenzwiebeln gesteckt. Nennen wir das doch am besten „Flowers for Future“ …

Hans-Georg Prause

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