Geschichte des Busverkehrs in der Oberlausitz und Busbau in Zittau

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Jahr 1945 nur noch zwei Omnibusse mit Anhängern vorhanden, daher wurden auch LKW mit Aufbauten für die Personenbeförderung genutzt. Im Jahr 1949...

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Aufnahme: Postkarte Sammlung/ Archiv Christoph Pohl „Ein Zittauer Bus am Nordpol? Nein, nicht ganz: Historische Postkarte von 1935. Sie zeigt einen Bus des Sachsen-Express-Zittau mit Johannisberg am Großglockner in Österreich. Die futuristischen Streamliner- Omnibusse von Mercedes Benz wurden Mitte der 1930er Jahre gebaut.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Jahr 1945 nur noch zwei Omnibusse mit Anhängern vorhanden, daher wurden auch LKW mit Aufbauten für die Personenbeförderung genutzt. Im Jahr 1949 wurde der VEB Kraftverkehr Bautzen auf dem Gelände Dr.-Peter-Jordan-Straße (ehemals Strehlaer Straße) gegründet. Zwei Jahre später, 1951, konnte der erste neue Kraftomnibus (KOM) des Typs LOWA W500 aus Werdau in den Fahrzeugbestand aufgenommen werden. Im Jahr 1955 folgten dann Fahrzeuge der Bauart H6B vom VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau.

Der neue Autohof (Betriebshof) in Bautzen in der Paul-Neck-Straße 139 wurde 1957 in Betrieb genommen. Dieser Standort ist auch in der Gegenwart der Firmensitz der RBO. In Bischofswerda und Kamenz wurden Zweigbetriebe eingerichtet. Zwei Jahre später, im Jahr 1959, wurden 19 Linien mit 94 Bussen betrieben. Im Jahr 1964 erfolgte die Zusammenlegung des VEB Kraftverkehr Bautzen mit dem VEB Güterkraftverkehr und Spedition zum VEB Kraftverkehr Bautzen.

Das VE Verkehrskombinat Dresden wiederum wurde 1971 gegründet. Der Kombinatsbetrieb VEB Kraftverkehr Bautzen betrieb zu diesem Zeitpunkt 261 Linien mit 179 Bussen. Nunmehr kamen hauptsächlich Fahrzeuge von Ikarus aus Ungarn und Skoda aus der CSSR zum Einsatz.

Im Jahr 1990 wurde aus dem VEB Kraftverkehr Bautzen zunächst die Ostsachsen-Trans GmbH. Alleiniger Gesellschafter dieser Firma war die Treuhandanstalt. 1991 beschlossen die Landkreise Bautzen, Bischofswerda und Kamenz zum 1. Januar 1992 die Gründung des gemeinsamen ÖPNV-Betriebes Regionalbus Oberlausitz GmbH. Die Treuhandanstalt übertrug am 7. Mai 1992 das Vermögen an die Landkreise.

Aufnahme: Christoph Pohl „Die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) verfügt über einen in Zittau hergestellten Robur- Bus, der für Sonderfahrten eingesetzt werden kann.“

Der andere Standort des Omnibusbaus in der Oberlausitz waren die Phänomen- bzw. Robur- Werke in Zittau. Im Jahre 1888 von Gustav Hiller gegründet, betrieb man zunächst vornehmlich den Fahrradbau. Der Automobilbau kam 1911/ 12 dazu, 1927 die Fertigung von Lastkraftwagen und wenig später auch von Bussen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte im Jahre 1952 die Busherstellung wieder aufgenommen werden. Produziert wurde zunächst auf der Basis von Vorkriegsentwicklungen mit der Fahrzeugbezeichnung „Phänomen Granit“ und später „Garant“. Bereits 1955 wurde mit der Entwicklung einer völlig neuen Baureihe begonnen. Im Jahre 1957 erstmals präsentiert, begann 1961/ 62 die Herstellung der Robur- Omnibusse in der Form, wie sie dann bis 1990 das Band verließen. Neben technischen Modifikationen wurde 1967 auch eine neue und modernere Frontgestaltung eingeführt.

Im Gegensatz zur Busproduktion in Bautzen wurden die Fahrzeuge in Zittau permanent in Serie hergestellt, so dass eine genaue Stückzahl schwer zu ermitteln ist. In unterschiedlicher Anzahl wurden Robur- Fahrzeuge ebenfalls ins Ausland geliefert, wenn auch hauptsächlich LKW. 1965/ 66 beispielsweise konnten aber sogar etwas über 300 Busse nach Indonesien exportiert werden!

Im Jahre 1991 endete die Nutzfahrzeugproduktion in Zittau. Es war leider nicht das letzte Unternehmen des Fahrzeugbaus, das lange Zeit Intelligenz, Kompetenz und Kreativität in Ostsachsen gebunden und industrielle Wertschöpfung ermöglicht hat, in der neuen Zeit aber nicht bestehen konnte. 1996 folgte das Eisenbahn- Ausbesserungswerk in Görlitz- Schlauroth und erst kürzlich der Waggonbau in Niesky Die Lausitz muss sich nicht erst durch den Kohleausstieg wieder „neu erfinden“. Und so ganz unbeschwert blicken die Waggonbauer in Bautzen und Görlitz wohl auch nicht in die Zukunft …..

Aufnahme: Christoph Pohl „Die deutsche Reklameindustrie hat die Lausitz entdeckt: Ein sehr gut gelungenes Modell des Ikarus 31 fährt Reklame für das Eibauer Bier.“

Unser kleiner Exkurs in die Busgeschichte der Oberlausitz und der sächsischen Landeshauptstadt sollte und konnte keinesfalls allumfassend sein. Absichtlich ausgespart wurden u.a. alle Details jüngerer Betriebsübergaben oder – delegierungen, frei nach dem Motto „wenn der Bus pünktlich fährt, ist es egal, wie er heißt“. Auch in Dresden wurden Stadtbuslinien „outgecourct“ und es können einfach nicht alle kleineren Verkehrsunternehmen namentlich genannt werden. Der Rückblick hier wurde auch unter Einbeziehung des RBO- Internetauftritts erstellt und kann gerne Anregung zum „Weiterstöbern“ sein. Grundsätzlich gab es natürlich auch immer Fahrten, die in keinem Plan stehen, z.B. solche für Reisebüros. So war die Fahrt des Sachsen-Express-Zittau zum Großglockner im Jahre 1915 beispielsweise sicher unvergessen und wurde sogar auf einer Postkarte verewigt (1. Bild).

In und um Bautzen liegt der Omnibusverkehr wie gesagt seit 1992 in den Händen der Regionalbus Oberlausitz GmbH (RBO), die heute zur Transdev Group S.A. mit Hauptsitz in
Issy-les-Moulineaux (Frankreich) gehört. Die in Richtung Zittau agierende Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck (KVG) zählt ebenfalls zur Transdev. In Dresden betreiben die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) hauptsächlich den Stadtbusverkehr, regionale Linien u.a. der Regionalverkehr Dresden GmbH (RVD), angrenzend die Verkehrsgesellschaft Meißen mbH (VGM) sowie der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge GmbH (RVSOE).


Aufnahme: RBO/ Tom Schulze „Busparade der RBO Bautzen in der Gegenwart. Die (vorderen) Fahrzeuge stammen vom italienischen Hersteller Iveco.“

Text: Christoph Pohl

Teil 1: Vor 60 Jahren wurden in Bautzen Berliner Doppelstockbusse gebaut – Bautzener Bote

Teil 2: Vor 60 Jahren wurden in Bautzen Berliner Doppelstockbusse gebaut (Teil 2) – Bautzener Bote


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