Wege verbinden im 10. Lausitzer Musiksommer die Lausitz mit dem Osten und Westen Europas. Im Nachklang der Görlitzer VIA-REGIA-Ausstellung von 2011 wird eine Linie quer durch Europa gezogen.
Ein Schwerpunkt liegt im Osten. Mit Blick auf die Geschichte vor 200 Jahren werden Umbrüche angesprochen, welche die imperiale Machtansprüche Napoleons verursachten: Der Russlandfeldzug von 1812, kulturell großartig reflektiert, klingt im Eröffnungskonzert an. Dessen Folgen, insbesondere für Polen, werden Veranstaltungen in Reichenbach und Zittau behandeln. Die polnische Musik um 1800 und die polnische Emigration werden in Reichenbach thematisiert und Besonderheiten polnisch-deutscher Geschichte aufgedeckt. In Zittau steht das Schicksal Frédéric Chopins im Zentrum, der, Emigrant der 1830er Jahre, seine Heimat Polen verlassen musste und nie wieder heimfand.
Viel weiter in die Geschichte zurück, um ganze 500 Jahre, führt der Blick nach Westen. In der Kamenzer Klosterkirche St. Annen, die seit 2011 als Sakralmuseum ein großartiges Ensemble zusammenführt und deren Kirchweihe 1512 war, wird Musik dieser Zeit zu hören sein. Hier, in Kamenz, trifft der Westen auf den Osten: Die Musik Spaniens auf den Stifter des Klosters, auf König Wladislav II. von Böhmen und Ungarn aus der Familie der Jagiellonen, die Könige von Polen und Großherzöge von Litauen waren. Andere Wege führen ins Zentrum. zum Lausitzer Dichter-Komponisten Leopold Schefer, dessen Ouvertüre in d-Moll den 10. Lausitzer Musiksommer eröffnet und dessen zweites Römisches Quartett in Bad Muskau aufgeführt wird. Die sorbische und deutsche Volksmusik, durch die Zeit der Romantik geprägt, wird in Bautzen und Purschwitz großartige Auftritte haben. Verbindende Wege zwischen Alter Musik und Gegenwartsmusik werden in Spreewiese gebaut. Experimentelles Zusammenspiel und vier Uraufführungen, darunter die 8. Auftragskomposition des Lausitzer Musiksommers, sind dort zu erleben.