Leserbrief zur Unterbringung von Asylbewerbern im Bereich des Husarenhofes in Bautzen. Foto: BautzenerBote.de
Wir möchten uns hiermit auch im Namen weiterer unmittelbar betroffener Anwohner zu den beiden Artikeln in der SZ vom 30.12.2015 und 31.12.2015 zur zukünftigen Nutzung u. a. des Hotels Husarenhof äußern:
Mit diesen beiden Artikeln erhielten wir Anwohner des Husarenhofes erstmalig Kenntnis darüber, dass in das Hotel, in den angrenzenden Anbau sowie in das benachbarte Bürogebäude ab Februar 2016 und vorerst für vier Jahre 300 (!) Asylbewerber einziehen werden. Dabei handelt es sich hier nicht etwa um ein geplantes Vorhaben, sondern um eine bereits vor Weihnachten per Unterschrift des Landratsamtes Bautzen vertraglich mit dem Eigentümer dieser Immobilien (nach unserem Kenntnisstand der Säurich-Sassenscheidt GbR in Iserlohn) besiegelte Maßnahme.
Im Verwaltungsrecht ist vorgeschrieben, dass vor Erlass eines Verwaltungsaktes, der in die Rechte eines Beteiligten eingreift, diesem die Gelegenheit zu geben ist, sich dazu zu äußern. Sollte das nicht analog und erst recht bei derartigen, in die Rechte und das Leben vieler Menschen eingreifenden Maßnahmen eine besonders gewichtige Rolle spielen oder hat man das hier schlichtweg vergessen? Wieder wurden (und das nicht zum ersten Mal) weder die Anwohner noch die betroffenen Mieter der Gewerberäume vorher über die Pläne informiert, sondern einfach nur im Nachgang durch die genannten Artikel bzw. durch die Zustellung der Kündigungsschreiben vor bereits vollendete Tatsachen gestellt.
Inmitten einer schönen, ruhigen und bisher völlig intakten Wohngegend werden für eine lange Zeit 300 (!) Asylbewerber (auch hier werden es wieder erfahrungsgemäß meist nur junge Männer sein) u. a. in einem ehemaligen Hotel einquartiert. Und da das noch nicht genug ist, werden zur Umsetzung dieses Vorhabens einfach so Betreiber bisher funktionierender und auch gebrauchter Einrichtungen kurzfristig vor die Tür gesetzt.
Das es sich dabei sogar um eine schon lange ansässige und für das Gebiet dringend notwendige Arztdoppelpraxis handelt, ist besonders verwerflich – noch dazu, wo die Anzahl der dadurch zusätzlich gewonnenen Unterbringungsplätze äußerst gering ist. Wie soll bei einer immer älter werdenden Bevölkerung die medizinische Versorgung im Wohngebiet abgesichert werden? Die Menschen sind in dieses Wohnviertel gezogen, gerade weil sie z. B. einen Arzt in ihrer unmittelbaren Nähe hatten. Wie soll das Arztehepaar nun in so kurzer Zeit neue Praxisräume in dieser Gegend finden?
Auch für die Entwicklung unserer Stadt ist die Schließung des Hotels ganz und gar nicht förderlich. Wie soll die Stadt ihre touristischen Ziele verwirklichen, wenn ein Beherbergungsbetrieb nach dem anderen zu einem Asylantenheim umfunktioniert wird? Sind denn die Asylbewerber die Touristen der Zukunft?
Vor nicht allzu langer Zeit wurde auf dem Käthe-Kollwitz-Platz unmittelbar vor dem zukünftigen Asylantenheim von der Stadt ein wunderschöner Spielplatz gebaut, der bisher besonders von Familien mit kleinen Kindern sehr stark genutzt wurde. Wir befürchten, dass sich diese Verschönerungsmaßnahmen als Fehlinvestition erweisen werden, weil der Spielplatz von dieser Zielgruppe aus Angst vor Übergriffen und auch wegen seines sich sicherlich nicht zum Vorteil entwickelnden Zustandes nicht mehr angenommen wird.
Wir sind einerseits entrüstet über die Ignoranz und die Kaltschnäuzigkeit des weit weg vom Ort des Geschehens wohnenden Eigentümers, dem weder die bisherigen Mieter seiner Einrichtungen noch die Anwohner interessieren, sondern dem es hier ausschließlich um den gesicherten Zuwachs in seinem Geldbeutel geht. Andererseits sind wir zutiefst darüber enttäuscht, wie seitens der von uns gewählten Landkreisführung letztendlich mit uns Bürgern umgegangen wird. Wir haben das Gefühl, dass aus purer Not unserer Landkreisverwaltung, schnellstmöglich Lösungen zur Unterbringung von Asylbewerbern zu finden, inzwischen deren Wohl bereits einen höheren Stellenwert erhalten hat, als unser Wohl als langjährige Bürger dieses Landkreises.
In der SZ vom 02./03.01.2016 wünscht sich unser Landrat für das neue Jahr, dass Menschen in der Region bleiben und (wieder)kommen – durch solche Aktionen ist leider eher das Gegenteil zu erwarten.
Wir haben als unmittelbare Anwohner einfach Angst vor der Zukunft, und zwar Angst vor Belästigungen und Übergriffen (auch sexuellen), vor Gewalt und Diebstählen. Die Berichte über die jüngsten schockierenden Ereignisse in Köln und die Hilflosigkeit der Einsatzkräfte dabei verstärken dieses Angstgefühl erheblich.
Die Unterbringung einer solch großen Anzahl an Asylbewerbern im Bereich des Husarenhofes muss rückgängig gemacht – zum Wohle der in diesem Bereich lebenden Bürger des Landkreises, aber auch zum Wohle der Asylbewerber selbst, die zwar hier einziehen sollen, jedoch mit Sicherheit von Beginn an nicht willkommen sind.
In der Dezemberausgabe des Amtsblattes des Landkreises Bautzen schreibt der Landrat an uns Bürger: „… Ein neues Jahr wird kommen. Der Stern von Bethlehem möge Ihnen, möge uns leuchten, um Licht ins Dunkel zu bringen.“ In Bezug auf die aktuelle Situation ein wahrhaft frommer Wunsch!
Familie Müller, auch im Namen weiterer Anwohner.
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Hier finden sie die ausführliche Stellungnahme des Landkreis Bautzen.
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