Lokale Unternehmen werden abgehängt: Zerstört die Digitalisierung Geschäftsmodelle?

Ladenleerstand in Bautzen. Ob in der Reichenstraße, dem Kornmarkt-Center oder in der einst so belebten Karl-Marx-Straße – die Geschäftsvielfalt nimmt ab, die Innenstadt stirbt aus. Ein Umstand, der...

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Ladenleerstand in Bautzen. Ob in der Reichenstraße, dem Kornmarkt-Center oder in der einst so belebten Karl-Marx-Straße – die Geschäftsvielfalt nimmt ab, die Innenstadt stirbt aus. Ein Umstand, der zumindest teilweise der Digitalisierung geschuldet ist.

Als Brandbeschleuniger galt zuletzt die Corona-Pandemie, denn hier waren die Menschen gezwungen, sich mit dem Internet auseinanderzusetzen. Gibt es für dieses Phänomen noch eine Rettung oder werden Citys nach und nach aussterben?

Welche Branchen sind besonders von der digitalen Konkurrenz betroffen?

Es gibt Branchen, die sich über die Digitalisierung und ihre Auswirkungen nur wenig Gedanken machen müssen. So wird sich die Gastronomie weiterhin über Zulauf freuen können, denn es gibt kein adäquates Online-Pendant. Selbst die zunehmende Nutzung von Lieferdiensten ist aus Sicht der Gastronomen nicht schädlich, da sich hier zusätzliches Einkommen generieren lässt.

Schwieriger sieht es für die Glücksspielbranche aus. Nachdem man im sächsischen Löbau noch vor einigen Jahren über „zu viele“ Spielhallen (fünf auf 15.000 Einwohner) gesprochen hat, ändert sich das Stadtbild diesbezüglich überall. Seriöse Anbieter wie das BingBong Casino haben seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags die Führungsrolle übernommen. Für die großen Spielbanken in Leipzig und Co. dürfte die Auswirkung gering sein, für Spielotheken ist das digitale Angebot eine erhebliche Konkurrenz.

Schwer haben es auch Bekleidungsgeschäfte in einer Zeit, in der es jedes Produkt im Internet zu kaufen gibt. Keine fehlenden Größen im Laden, schnelle Lieferung (oft innerhalb von 24 Stunden) und problemlose Rücksendung machen den „Klamottenkauf“ im Netz so beliebt. Um hier auf lokaler Ebene mithalten zu können, müssen die Ladeninhaber ein bisschen mehr tun als bisher.

Bautzener Innenstadt steht vor dem digitalen Wandel

Auch führende Politiker sind sich der Probleme des Leerstands bewusst und möchten aktiv dagegen vorgehen. Das erklärte Ziel für Bautzen: Bis 2027 sollen maximal 30 Ladengeschäfte leer stehen. Man möchte einen Domino-Effekt verhindern und dafür sorgen, dass auch die City ihre Attraktivität behält.

Dafür braucht es die Bereitschaft zur Digitalisierung. Das bisher bekannte Konzept des „Ladengeschäfts“ kann in einer zunehmend digitalen Gesellschaft nicht mehr funktionieren. Auch wenn das Internet einen großen Teil der Verantwortung für das Ladensterben trägt, bietet es andererseits auch einige Vorzüge. Hybrid-Lösungen scheinen hier in den Fokus zu rücken.

Das könnte so aussehen, dass der Kunde weiterhin zuhause per Smartphone stöbert, dann aber sein Wunschprodukt vor Ort im Laden anschauen, anprobieren, ausprobieren und mitnehmen kann.

Aus Sicht der Händler ist es entscheidend, das Angebot von anderen abzuheben und Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. Der Kunde benötigt wieder einen Grund, warum er die Innenstadt dem Onlineshop vorzieht. Schon 2017 (vor Corona) gaben 59 % der Online-Shopper als Grund für ihre Präferenz die günstigeren Preise an.

Es ist zu rechtfertigen, dass der lokale Händler seine Miete zahlen und einen Teil der Kosten auf Kunden umlegen muss. Wenn er diesen Weg jedoch nutzt, muss er dem Konsumenten einen Mehrwert bieten. Warum sollte eine Person vor Ort shoppen, wenn sie dort keinerlei Beratung erfährt, weniger Auswahl findet und dafür auch noch mehr bezahlt?

Bautzen zeigt sich bereit für Innovationen

Zwei Drittel des bisherigen Geschäftsleerstands in Bautzen soll im Jahr 2027 kein Thema mehr sein. Um das zu erreichen, setzt man auf verschiedene Konzepte. Ein wichtiger Bereich ist aus Sicht der Städteplaner die Teilnahme aller Händler an festen Öffnungszeiten, verkaufsoffenen Sonntagen und anderen Aktionen.

Mit einem Förderbetrag des Bundes in Höhe von 400.000 Euro steht ein Betrag zur Verfügung, um die rund 92 leerstehenden Geschäfte wiederzubeleben. Das Ziel ist klar, bis 2027 sollen 60 davon wieder in Betrieb sein.

Welche Konzepte darin umgesetzt werden, ist bislang nicht ganz klar. Der einfache Rückbau zu Wohnungen reicht den Städteplanern nicht. Hybride Konzepte und Innovationen sind aber durchaus denkbar, sofern die Attraktivität der Stadt dadurch wieder in den Mittelpunkt rückt.

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