Für Menschen mit schmalem Geldbeutel wird das Wohnen im Landkreis Bautzen mehr und mehr zu einem Problem. „Besonders betroffen sind Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner“, sagt der Leiter des Pestel-Instituts in Hannover, Matthias Günther. Das Institut hat in einer aktuellen Studie die sozialen Kriterien des Mietwohnungsmarktes untersucht. Dabei kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass rund 33.880 Haushalte im Landkreis Bautzen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Zu diesen Haushalten mit niedrigem Einkommen gehören Hartz-IV-Empfänger und Wohngeldbezieher. Ebenso Erwerbsunfähige und ältere Menschen, die von der staatlichen Grundsicherung leben. Landesweit haben nach Angaben des Pestel-Instituts gerade einmal 20 Prozent dieser Haushalte überhaupt die Chance, eine Sozialmietwohnung zu bekommen. Der Grund: Seit Jahren schrumpft der soziale Wohnungsbau – ein bundesweiter Trend.
„Das Problem der Haushalte mit geringem Budget im Landkreis Bautzen ist in erster Linie allerdings nicht die Kaltmiete. Was wesentlich stärker aufs Portemonnaie drückt, sind die Nebenkosten – als ‚zweite Miete’. Hier insbesondere die steigenden Heizkosten“, so Günther. Längst nicht alle Mietwohnungen seien energetisch saniert.
Es habe sich hier zwar viel getan. Trotzdem gebe es immer noch Miethäuser mit Energielöchern – Wohnungen als Wärmeschleudern. „Fehlende Isolierungen und veraltete Heizungsanlagen machen das Wohnen immer teurer“, sagt Matthias Günther.
Darüber hinaus sei nur ein Bruchteil der Mietwohnungen im Landkreis Bautzen altersgerecht saniert. Enge Türen, durch die weder Rollator noch Rollstuhl passen, fehlende Aufzüge, Schwellen … – viele ältere Menschen müssen früher oder später ihre Wohnungen verlassen, weil sie nicht seniorengerecht umgebaut wurden. “Betroffen sind insbesondere die Menschen, die vor der Rente stehen, aber heute bereits von Hartz IV leben müssen. Ihnen droht Altersarmut“, so Matthias Günther. Im Landkreis Bautzen beziehen nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit rund 4.590 Menschen Hartz IV, die in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter erreichen
werden. Der aktuelle Trend setze sich damit fort: Es werde auch künftig immer mehr Menschen mit Altersarmut geben. Gerade für sie müssten dringend energetisch und altersgerecht sanierte Wohnungen geschaffen werden. Dies wiederum werde ohne eine effektive staatliche Förderung allerdings nicht gelingen, macht die Wohnungsbau-Initiative deutlich. Sie hatte das Pestel-Institut mit der Studie beauftragt.