Stimmt überhaupt alles, was da geschrieben wird?

„Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken“ war eine von Focus Chefredakteur Helmut Markwort in den 90-er Jahren geprägte Formel. Der hohe journalistische Anspruch moderner, erfolgreicher...

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„Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken“ war eine von Focus Chefredakteur Helmut Markwort in den 90-er Jahren geprägte Formel. Der hohe journalistische Anspruch moderner, erfolgreicher Medien sollte nicht die Meinung der Macher wiedergeben, sondern fundiert informieren.

Nach dem Brandanschlag auf das geplante Flüchtlingsheim in Bautzen schreiben die nationalen und internationalen Medien vom ausländerfeindlichen Sachsen ohne die Ermittlungsergebnisse abzuwarten oder auf die Polizeiberichte  und Einsatzhergang der Feuerwehr  einzugehen.
Laut BILD Zeitung applaudierte der rechte Mob beim Husarenhofbrand und behindert die Löscharbeiten. Ähnliche Schlagzeilen liefern auch andere deutsche Medien.

Die Hamburger Morgenpost meint: „Das hässliche Deutschland – es hat jetzt wieder einen Namen. Nicht Clausnitz, wo ankommende Flüchtlinge mit Hasssprechchören empfangen und von Polizisten zum Verlassen des Busses genötigt wurden. Nicht Bautzen, wo jetzt ein Asylheim unter Gejohle niederbrannte. Nicht die Pegida-Stadt Dresden – der Freistaat Sachsen ist zum Synonym für das hässliche Deutschland geworden.“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung spricht vom „Falschen Sachsenstolz“. Die Wochenzeitung ZEIT schreibt über „Die sächsische Illusion“. Bild Zeitung veröffentlicht eine „Karte der Schande“. Natürlich nur von Sachsen. Spiegel und Welt äußerten sich ebenfalls.
Bei dem großen Medieninteresse stellt sich allerdings die Frage, war überhaupt ein Redakteur der auswärtigen Medien vor Ort? Oder beruht die Erstinfo von der Dresdner Morgenpost, MDR und Sächsischer Zeitung? Und hat man dann munter voneinander abgeschrieben? So liest es sich jedenfalls.

Die Brandanschläge in Kaufbeuren  oder im niedersächsischen Barsingshausen werden in den nationalen Medien nicht erwähnt. Es gibt auch keine Schlagzeilen vom „Brauen Mob aus Bayern“ oder vom „Rechten Niedersachsen“. Dabei sieht es im restlichen Deutschland nicht besser aus. Wer ehrlich ist, müsste sagen: Ganz Deutschland ist ein Schandfleck. Es ist gefährlich ignorant und überheblich, Sachsen als „Schandfleck Deutschlands“ zu bezeichnen und unter Generalverdacht zu stellen. Der Freistaat ist weder rechtsradikal noch ausländerfeindlich. Es sind einzelne Personen, die bei begangenen Straftaten zur Verantwortung gezogen werden müssen.
Die ehrenamtliche Arbeit der viele Flüchtlingshelfer, auch in Bautzen und der Oberlausitz, findet in der Berichterstattung nicht statt.
Der Leser gewinnt den Eindruck, dass in der Berichterstattung mit zweierlei Maß geurteilt wird.

Heute sind es die gleichen Medien die nach den Ereignissen von Köln gegen eine pauschale Vorverurteilung argumentierten und warnen, alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen.

Warum findet im Fall Sachsen kaum eine differenzierte Berichterstattung statt?
Nachdem der BautzenerBote bereits am Dienstag eine sachliche Darstellung auf seiner Homepage veröffentlichte, die schnell überdurchschnittlich viele Leser fand, hat auch der Oberlausitzer Kurier in in seiner aktuellen Ausgabe berichtet und warnt vor einer pauschalen Verurteilung.

Spätestens nach den Ereignissen von Sebnitz im Jahre 2000 sollten doch die Medien wissen, welche Verantwortung sie für ihre Artikel und Kommentare tragen. Eine ganze Region, bzw. ein ganzes Bundesland wird damals und heute stigmatisiert. Die Berichterstattung wird der Region einen Imageschaden zufügen, dessen Folgen noch nicht absehbar sind.

Die Medien nutzen ihre Macht um Auflage und Seitenaufrufe ihrer Internetseiten zu erhöhen. Da ist es einfacher über den „rechten Mob“ in Sachsen zu schreiben, als beispielsweise über eine differenzierte Darstellung der Volksinitiative „Hamburg für gute Integration“.

Eins ist jetzt schon sicher. Die Glaubwürdigkeit der Medien sinkt weiter. Oder glauben Sie, was alles geschrieben wird?

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