Die recht anschauliche Formulierung von den linken Rauchmeldungen, denen gar kein rechtes Feuer entspricht (Diedrich Diederichsen) passt ganz gut zur Diskussion über die Trikots der Fußballer des SV Bautzen, genauer: deren Sponsor, den Nordland-Laden in Wilthen. Dieser geht zwar, soweit bekannt, ganz normal seinen Geschäften nach, soll sich aber in der rechten Szene einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Beim Sportverein, der sich über jede Form der Unterstützung freut, störte man sich daran nicht. Der Stadtrat Steffen Grundmann von den Linken sah das anders, meldete es bei der Stadtverwaltung und sich selbst in dieser Sache in der Stadtratssitzung zu Wort: Die Stadt solle sich genau überlegen, ob sie den Verein weiter unterstützen will. Sofortige Zustimmung gab es seitens der SPD. Mit dem betroffenen Verein gesprochen hatte bis dahin übrigens keiner.
Das alles passierte Anfang Dezember und war damals bereits das Thema der Kolumne „Wenn die Kleiderordnung gegen linke Etikette verstößt“ des „Bautzener Boten“.
Neues Jahr, altes Thema. Der SV Bautzen reichte danach (wenn auch verspätet) beim Sächsischen Fußball Verband den Antrag auf Werbegenehmigung für den Trikotsponsor „NRDLND O-Lausitz-Store“ ein und erhielt unlängst eine Absage. Einige Wochen zuvor hatte man sich beim SFV noch eher zurückhaltend geäußert, verwies nun aber auf einige Passagen der Satzung. (Konkret wird dabei u.a. die Leipziger Internet Zeitung.) Ob diese für den konkreten Fall allerdings zutreffen, darüber kann und sollte eigentlich gesprochen werden. Bei der Bautzener „SZ“ tat man das jedenfalls in der Zeitung nicht, obwohl Lutz Mende vom Sächsischen Fußball Verband zu Wort kam. Das Trikot-Verbot wurde in der Ausgabe am 8. Januar gemeldet und der Vorgang rekapituliert. Und damit das niemand überliest, gab es zwei Tage darauf einen redaktionellen Nachschlag, wobei Heiko Kosel, der für die Linke im Landtag sitzt, den umstrittenen Sponsor gleich mal zum „Neonaziladen“ machte.
Da machten sich die Online-Leser der „SZ“ bei ihren Kommentaren alles in allem mehr Gedanken, diskutierten das Pro und das Kontra. Negative Ausreißer gab es wenige. Wie den vermutlich linken Sympathisanten, der sich hinter dem Kürzel „Mo H.“ versteckt, der da postet: „Sch… auf geltendes Recht! Was rechts ist und sei es nur angehaucht muss weg.“ Das ist so drastisch wie entlarvend, gibt ungewollt zu, dass dieser forcierte Sponsoren-Streit gegen geltendes Recht verstoßen könnte. Oder aber die Weltverbesserer von heute halten es mit dem Sponti-Spruch von gestern: Legal, illegal, scheißegal. Das würde manches erklären. Und wäre dann gar nicht mehr lustig.
Und es ist eine große Zeitung aus der Hauptstadt (nein, natürlich nicht der „Tagesspiegel“ mit seiner mutmaßlichen Bautzen-Phobie), die sich genau diese Fragen stellt. Die „Berliner Zeitung“ berichtet über die Trikot-Diskussion, über die Drohung der Stadt, die Förderung des SV Bautzen einzustellen, über das vom Fußballverband ausgesprochene Verbot und ist dabei alles andere als blauäugig, was „Nordland“ anbelangt: „Viel spricht also dafür, dass der Laden Produkte, die sich großer Beliebtheit unter Rechtsextremen erfreuen, nicht zufällig verkauft.“ Nur belässt es eben der Autor Jörg Winterfeldt dabei nicht: „Die Frage lautet, ob das in einer demokratischen Gesellschaft statthaft sein soll, oder ob es Sportverbänden zusteht, Sponsoren auf ihre Gesinnung dann zu untersuchen, wenn offenkundig der Staat noch keine Notwendigkeit zum Handeln sieht. Der Laden vertreibt seine Produkte bisher völlig legal im Internet. Ohnehin ist schwer zu sagen, ob allein das Tragen bestimmter Marken verfassungsrechtlich bedenklich sein kann.“ In den Augen des „BZ“-Journalist wäre es fraglos klüger gewesen, wenn der Bautzener Sportverein von sich aus auf so einen umstrittenen Sponsor verzichtet hätte. Aus dieser, aus seiner Meinung macht er keinen Hehl. „Ob allerdings dann Verbände berechtigt sind, Gesinnungsurteile zu fällen und Verbote auszusprechen, scheint eher fraglich. So löblich der Hintergrund und die Entschlossenheit bei Verband und Stadtrat auch sind.“
In Bautzen selbst soll es in Kürze zu einem Gespräch zwischen dem Bautzener Oberbürgermeister und Vertretern des SV Bautzen kommen. Nur Spötter können darin bereits eine Bestrafung des Sportvereins sehen. Da Alexander Ahrens (SPD) seinerzeit in der Stadtratssitzung damit gedroht hatte, den Verein durch den Entzug von Fördermitteln zu disziplinieren, fragt man sich allerdings ernsthaft, was dabei herauskommen soll.
Vielleicht gibt es jedoch ein Umdenken durch persönliche Kontakte; die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Zum Beispiel, dass nicht über alles und jeden die leidige Links-Rechts-Schablone gelegt wird. Wer andere schlecht macht, wird dadurch doch nicht besser. Er nervt höchstens. Deshalb ist dem hier bereits erwähnten Heiko Kosel ohne Abstriche beizupflichten, wenn er mal nicht die Anti-Nazi-Keule schwingt, sondern sachlich fordert, dass die Kommunalpolitik die örtlichen Vereine bei der Suche nach Sponsoren aktiver unterstützen muss. Nicht ganz klar wird dabei jedoch, ob das Landtagsmitglied der Linken alle meint, oder doch nur die, welche als politisch konform gelten. Zu bedenken ist dabei laut Albert Einstein: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Hans-Georg Prause