Am 6. April 2016 unterzeichneten die Vorstände der Volksbank Bautzen und der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank einen gemeinsamen Kooperationsvertrag. Ziel ist die Verschmelzung beider Banken im Jahr 2017. Der neuen Namen lautet Volksbank Dresden-Bautzen eG. Dazu müssen die Vertreterversammlungen beider Banken im nächsten Jahr jedoch noch die notwendigen Beschlüsse fassen.
Das die Fusion keine Liebesheirat, sondern eher eine sinnvolle Zweckgemeinschaft wird, deutet Thomas Müller, Vorstand der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank, an: „Die zunehmende Belastung des Tagesgeschäftes durch die Regulatorik, die langanhaltende Niedrigzinspolitik der EZB, der demografische Wandel in unserer gemeinsamen Region und die Digitalisierung von Dienstleistungen und Beratung erfordern nicht nur die ständige Qualifizierung unserer Mitarbeiter, sondern sind auch sehr kostenintensiv. Das lässt sich zusammen einfach besser bewältigen“.
Bisher galten die regionalen Volksbanken und Sparkassen als Gewinner im deutschen Bankenwesen. Doch nun müssen sie handeln. Nicht nur die deutschen Sparer stöhnen unter den niedrigen Zinsen – auch für die deutschen Banken und die Versicherungswirtschaft wird die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zum Albtraum.
Dabei handelt es nicht um vorübergehende Schwierigkeiten, sondern es geht um das Geschäftsmodell der regionalen Banken. Sie leben hauptsächlich vom Einlagengeschäft. Was sonst eine Stärke war, ist jetzt eine Gefahr: Die regionalen Institute hängen großteils vom sogenannten Zinsüberschuss ab – also den Zinseinnahmen, die sie für Kredite und eigene Geldanlagen erhalten, abzüglich der Zinsen, die sie ihren Kunden für Spareinlagen zahlen. Und dieser Überschuss schrumpft.
Zwar zahlen die Sparkassen und Volksbanken ihren Kunden noch Minizinsen. Umgekehrt bekommen sie praktisch nichts mehr, wenn sie das Geld selbst anlegen. Der Abstand dazwischen, die „Marge“, mit der sie ihr teures Filialnetz unterhalten und ihre Mitarbeiter bezahlen müssen, wird immer kleiner. Auch die Nachfrage nach Krediten in der Oberlausitz beschränkt sich hauptsächlich auf Immobilienkredite.
Ein kurzfristige Lösung: Kosten senken! Konsequent wären Filialschließungen. Zumal sich Onlinebanking immer mehr durchsetzt und somit Filialen noch unattraktiver werden. Davon wollen beide Banken derzeit nichts wissen. Offiziell heißt es: „Im Filialbereich beider Banken gibt es keine Überschneidungen, Schließungen wird es deshalb bei den insgesamt 33 Filialen und 15 SB-Stellen nicht geben“.
Ob die Fusion mit der Dresdner Volks – und Raiffeisenbank der richtig Weg ist, wird sich zeigen. Die Gefahr, dass sich die jetzige Volksbank Bautzen zur „Filiale“ oder zum „Vertriebskanal“ der Dresdner entwickelt, besteht. Wäre ein Zusammenschluß mit der Volksbank Löbau – Zittau zur Volksbank Oberlausitz sinnvoller?
Mit der Verschmelzung werden beide Banken über 1,7 Mrd. € Bilanzsumme ausweisen und somit zur größten Genossenschaftsbank in Sachsen. Die zukünftige Bank hat über 130.000 Kunden und über 40.000 Mitglieder. Derzeit arbeiten bei beiden Banken 372 Mitarbeiter. Entlassungen im Rahmen der Verschmelzung sind nicht vorgesehen.
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