Wo geht´s denn hier zum Stausee??

M.D. Es war ein ganz privater Eindruck, der mich auf die Fährte des „Stiefkindes“ „Bautzener Stausee“ trieb. Als Nicht-Bautzenerin arbeite ich seit Monaten in der Stadt. Doch was...

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Hinweistafel am Bautzener Stausee
M.D.

Es war ein ganz privater Eindruck, der mich auf die Fährte des „Stiefkindes“ „Bautzener Stausee“ trieb. Als Nicht-Bautzenerin arbeite ich seit Monaten in der Stadt. Doch was mir nie auf die Füße fiel war … der Stausee. Eher zufällig geriet er in mein thematisches Blickfeld. Neugierig geworden und nicht viel erwartend versuchte ich eines Tages ihn zu finden und geriet in eine kleine Odyssee. Doch einmal am Ort der Neugierde angekommen, staunte ich nicht schlecht. Überrascht von einem tadellosen 5 Sterne-Campingplatz spazierte ich den lauschigen Sandweg hinab zum Wasser. Eine leider geschlossene Seeterrasse, ein witziger Kinderspielplatz und … aha, die Beach-Bar, in direkter Nachbarschaft zur Minigolfanlage, von beidem hatte ich gehört, mir allerdings weniger vorgestellt. Ein rundes Konzept, so es eines ist, dachte ich, wurde neugierig auf die dahinterstehenden Unternehmer und traf mich mit ihnen in der genannten Reihenfolge zu überraschenden Gesprächen.

„Wir sehen das Potenzial“, Katrin Kasper, Minigolfanlage

Gerade ist es mächtig voll beim Minigolfen am Stausee. 55 Kinder tummeln sich auf der liebevoll hergerichteten Anlage. „Zur Zeit sind es die Wandertage, die den Terminkalender füllen“, erklärt Betreiberin Katrin Kasper. Sie hat gut zu tun. Die kleinen Gäste kaufen Eis und Eierplinse, aber auch kleine Mitbringsel wie Ketten und Flummies stehen hoch im Kurs. „Ich würde mein Angebot gern erweitern. Richtige Eisbecher anbieten, belegte Brötchen oder Soljanka. Was dafür fehlt, ist fließendes Wasser“, meint die Unternehmerin. Im Großen und Ganzen jedoch ist sie zufrieden. Dieses Jahr lief, trotz des vielen Regens, besser als das vergangene. Was sie vermisst, ist die Aufmerksamkeit der Kommunalpolitik für die Schwierigkeiten am Stausee. Anfang des Jahres waren die Stadträte der CDU-Fraktion vor Ort. „Die wussten gar nichts von den Problemen“, schätzt Katrin Kasper ein. Überhaupt findet sie, der Tourismus sei für die Stadt nur ein „Nebenerwerb“. Ihr fehlt eine klare Richtung für die Entwicklungen am See. Auch die schwerfälligen Bemühungen um Neuansiedlungen im ausgelobten Ferienpark hält sie für wenig impulsgebend. Gut findet sie die allmählich in Gang kommende Erwähnung des Stausees in einigen Prospekten. Eine deutliche Beschilderung in der Stadt würde den Run hinaus zum See aber sicher noch verstärken können, regt Katrin Kasper an und ist überzeugt: „Wir gehören doch zur Stadt“.

„Ich bin bereit, Geld mit zu investieren“, Matthias Schneider, Ocean Beach Bar

30 Leute kennt Matthias Schneider, die in letzter Zeit aus Bautzen weggezogen sind. Das möchte er so nicht auf der Stadt sitzen lassen. Er hat investiert. 100.000 EUR allein am Stausee. Er macht sich keine Sorgen, denn die Beach Bar läuft richtig gut. Besonders die Afterwork-Partys sind der Renner. Sie waren auch in diesem Sommer, der, so Schneider, gar nicht so schlecht war, wie er geredet wird, sehr gut besucht. Auch denkt er über weitere Investitionen am See nach, hat Konzepte eingereicht, denn die Menschen nehmen den Stausee an und das Potenzial ist in seinen Augen noch lange nicht ausgeschöpft. Mit der Hilfestellung durch die Stadt zeigt er sich im Wesentlichen zufrieden. Er lobt die 12.000 EUR, die jährlich für die Sicherheit bereitgestellt werden. „Was bezahlen wir hier Pacht? Das ist nicht viel und da sehe ich ein, dass vieles zu teuer wäre“, merkt Schneider an und meint bspw. Trink- und Abwasseranschlüsse oder auch eine tägliche Müllentsorgung. Eine Kostenumlage solcher Investitionen auf drei Unternehmen würde diesen teuer zu stehen kommen. „Wir könnten Dinge selber in die Hand nehmen. Wenn die Stadt einen Container bereitstellt, könnten wir den Müll am Wochenende selbst einsammeln“, regt der Gastronom an. An Werbungskosten würde er sich finanziell beteiligen. Allerdings fühlt Schneider sein Engagement von verantwortlicher Stelle zu wenig gewürdigt. Es werden Standards verlangt, bei deren Umsetzung ihm dann so mancher Stein in den Weg geschoben wird. Trotz allem: „Wir haben uns arrangiert“, sagt Matthias Schneider. Und er hat hier noch einiges vor!

„Wir haben ein Paradies vor der Nase“, Birgit Haubner, Natur- und Abenteuercamping

Birgit Haubner fasst zusammen, was alle drei Unternehmer betont haben: dass sie hier investiert haben, weil sie eine Zukunft sehen. Dass sie den Stausee nur gemeinsam voranbringen können. Und dass sie das nicht allein schaffen. „Unser Campingplatz bringt Touristen aus 28 Ländern in die Stadt und zu den Sehenswürdigkeiten der Region. Aber im Ferienmagazin Oberlausitz ist der Stausee nicht einmal erwähnt. Auf den meisten regionalen Karten hat er keinen Platz. Das kann so nicht sein. Wir drei können die überregionale Werbung nicht alleine stemmen. Auch fehlt die Beschilderung des Radweges. Der Umgang mit der Wasserqualität, bspw. durch das Gesundheitsamt, könnte im notwendigen Maße, aber weniger dramatisierend erfolgen. Und wenigstens eine Damen- und eine Herrentoilette wären schon notwendig“, meint die Unternehmerin, fügt aber auch hinzu, dass vieles durchaus schon angeschoben wurde. Sie nennt die sicherheitsdienstliche Bestreifung des Geländes, auch wenn Zeiten und Engagement mitunter zielgerichteter sein könnten. Sie lobt die neue Schranke, die die ehemalige „Rennstrecke“ entschärft und Ruhe an den See gebracht hat. Und sie freut sich über die Fertigstellung des Radweges, der jedoch mit einer Asphaltierung sicher noch einigen Freizeitbedürfnissen mehr hätte dienen können. Wünschen würden sie und die anderen Unternehmer sich eine aktive Suche nach neuen Ideen und Investoren. Einen Kletterwald könnte Birgit Haubner sich vorstellen. Die drei sind sich einig: Das Potenzial am See ist riesig!

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